Frühstart-Rente
Ein Konzept mit Zukunft oder schon gescheitert?
Aktualisiert am 21.06.2025 – 16:54 UhrLesedauer: 5 Min.
Mit der Frühstart-Rente möchte die Bundesregierung eine kleine Revolution in der Altersvorsorge anstoßen. Kann das gelingen? Experten sind skeptisch.
Ein staatlicher Zuschuss soll jungen Menschen schon ab dem Schulalter eine private Altersvorsorge ermöglichen und so langfristig für finanzielle Sicherheit im Alter sorgen. Die Idee klingt vielversprechend – der Weg hin zu einer kapitalmarktorientierten Rentenform, die zukünftigen Generationen helfen soll, ihre Rentenlücke zu schließen.
Doch stellt sich die Frage, ob dieses Konzept in der Praxis wirklich halten kann, was es verspricht. Kann die Frühstart-Rente in einem System, das dringend eine Lösung für die aktuelle Rentenkrise benötigt, wirklich eine Wende herbeiführen? Experten haben Zweifel und einige Ideen, was jetzt getan werden muss.
Die Frühstart-Rente ist ein Konzept, das darauf abzielt, Kindern durch staatliche Unterstützung bereits in jungen Jahren eine private Altersvorsorge aufzubauen. Ab dem 6. bis zum 18. Lebensjahr zahlt der Staat für jedes Kind monatlich 10 Euro in ein individuelles Altersvorsorgedepot ein. Dieser Betrag soll über die Jahre hinweg Kapital ansammeln und später als Grundstock für die Altersvorsorge dienen.

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Die Idee hinter dieser Frühstart-Rente ist es, die Bürger schon frühzeitig an die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge heranzuführen und das Kapitalmarktsystem zu nutzen, um eine zusätzliche Rente aufzubauen. Der Vorteil dieses Modells liegt darin, dass durch den langen Zeitraum der Einzahlungen und den Zinseszinseffekt ein beachtliches Kapital angespart werden kann, welches dann im Rentenalter zur Verfügung steht.
Doch trotz der positiven Zielsetzung stellt sich die Frage, wie nachhaltig dieses Konzept ist. Insbesondere in Bezug auf seine Wirksamkeit zur Lösung der aktuellen Rentenproblematik.
Die zentrale Kritik von Prof. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) lautet: Es sei offenkundig, dass die Frühstart-Rente in den besonders herausfordernden nächsten 30 Jahren keinen Beitrag zur Finanzierung der Rente leisten könne. „Dafür kommt sie Jahrzehnte zu spät.“
Heuser verweist darauf, dass die Frühstart-Rente als langfristiges Projekt zwar für nachfolgende Generationen von Vorteil sein mag, aber in der aktuellen Rentenlandschaft keinerlei direkte Lösung für die dringenden Herausforderungen bietet. Er fordert daher eine ehrliche Kommunikation der Politik: „Die Bundesregierung wäre gut beraten, den Bürgern dies so deutlich zu sagen.“
Diese kritische Haltung vertritt auch Dr. Helge Lach, Vorsitzender des Deutschen Unternehmensverbandes Vermögensberatung (DUV). Er äußert die Befürchtung, dass die Frühstart-Rente am Kernproblem vorbeigehe und eher als „Alibimaßnahme“ fungiere.
Lach hebt hervor, dass es zunächst wichtiger wäre, bestehende Modelle wie die Riester-Rente zu reformieren, bevor neue Programme wie die Frühstart-Rente ins Leben gerufen werden.
Trotz kritischer Stimmen aus der Expertenwelt stößt die Frühstart-Rente in der Bevölkerung auf breite Zustimmung. Eine Umfrage von Insa-Consulere im Auftrag des DIVA und in Kooperation mit dem DUV zeigt, dass 57,6 Prozent der Befragten das Konzept positiv bewerten – und das über alle Alters- und Einkommensklassen hinweg.
Auch unter den Befragten ohne Kinder ist die Zustimmung mit 50,3 Prozent bemerkenswert hoch. Dies macht deutlich, dass die Idee einer staatlich geförderten Altersvorsorge in Form eines Kindervorsorgedepots grundsätzlich auf Zustimmung stößt.
Ein zentraler Punkt der Diskussion zur Frühstart-Rente ist auch die Frage, ob Eltern einen Beitrag zur Altersvorsorge ihrer Kinder leisten sollten. In der Umfrage zeigt sich eine breite Zustimmung zur Idee einer monatlichen Zuzahlung. 78,7 Prozent der Eltern und auch Befragte mit Kinderwunsch befürworten es, wenn die Eltern mindestens 10 Euro monatlich zu den staatlichen 10 Euro beisteuern. Sogar bei Geringverdienern liegt die Zustimmung bei 72,3 Prozent.