Der 1. FC Köln kann im Derby gegen Bayer Leverkusen wieder auf Davie Selke hoffen. Derweil steht Florian Kainz unter Druck. Dem Kapitän droht die Bank.
Die Vorzeichen standen schon mal besser für einen Heimsieg des 1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen. Der Erzrivale vom Bayer-Kreuz hat noch kein Pflichtspiel in dieser Saison verloren. Der FC hingegen hat erst drei Bundesliga-Siege in dieser Spielzeit einfahren können. Nie lagen so viele Punkte zwischen den Geißböcken und der Werkself wie aktuell.
Dennoch wollen die Kölner an die Sensation glauben. Da trifft es sich gut, dass mit Davie Selke jener Spieler in den Kader zurückkehren dürfte, der letzte Saison mit zwei Toren in Leverkusen für eine FC-Auswärtssieg in der Bay-Arena gesorgt hatte und der auch in dieser – für den FC torarmen – Saison mit fünf Treffern erneut der torgefährlichste Angreifer ist.
Joker ja, Startelf nein
Und das, obwohl er zuletzt mit einem angebrochenen Fuß fast zwei Monate ausgefallen war. Doch nun ist Selke zurück, zumindest auf bestem Weg. „Davie ist für die Gruppe sehr wichtig. Er bringt eine andere Stimmung und auch noch andere spielerische Kompetenten auf den Platz“, freute sich FC-Trainer Timo Schultz über die Rückkehr des 29-Jährigen. Ist er sogar schon ein Kandidat für die Startelf? „Nein!“, machte Schultz deutlich.
Der Grund: Selke konnte bei aller Freude über seine Rückkehr bis Freitag noch keine Trainingseinheit vollständig absolvieren, musste noch seinen Fitness-Rückstand aufholen. „Es wäre unverantwortlich“, sagte Schultz, Selke nun sofort wieder von Beginn an reinzuwerfen. „Je eher er wieder voll dabei ist, desto besser“ – doch für Leverkusen wird es zunächst nur als Joker reichen.
Selke als Hoffnungsträger, Kainz als Sorgenkind
Selke jedoch ist für die Mannschaft wichtig wie kaum ein anderer Spieler. „Davie ist ein wichtiger Spieler für uns – auf dem Platz, aber auch als Typ”, sagte Thomas Kessler am Freitag. Der Leiter der Lizenzspielerabteilung weiß: „Er verkörpert unglaublich viel von dem, was wir in unserer Situation brauchen. Deswegen sind wir sehr froh, dass er wieder mit dabei ist.“
Eigentlich gilt das auch für den Kapitän der Mannschaft. Doch Florian Kainz läuft seit Wochen seiner Form nur hinterher. Der Österreicher konnte zuletzt weder offensiv Akzente setzen, noch defensiv die laufintensiven Arbeiten so verrichten, dass er seinen Mitspielern half. Nun droht ihm ausgerechnet gegen Leverkusen die Bank. Auch deshalb, weil der Kapitän nicht mehr der Schnellste ist und die Bayer-Elf in ihrem Spielaufbau früh und schnell gestört werden muss.
Schultz lässt sich alle Optionen offen
Schultz wollte am Freitag freilich nichts auf seinen Kapitän kommen lassen. Zumindest öffentlich sprang er ihm zur Seite. „Ich bin sehr froh, dass wir Florian Kainz hier haben, der sowohl im Training als auch im Spiel vorneweg geht“, betonte Schultz. Doch der 46-Jährige ließ auch durchblicken: „Seine Qualitäten würden noch viel mehr zum Tragen kommen, wenn wir mehr Ballbesitz hätten und mehr im letzten Drittel wären.“
Und genau diesen Ballbesitz-Fußball wird der FC ausgerechnet gegen den souveränen Tabellenführer am Sonntag wohl kaum spielen können. „Grundsätzlich“ sei Schultz „immer froh, wenn Kainzi auf dem Platz steht“. Das schließe „aber auch nicht aus, dass er irgendwann mal auf der Bank sitzt“. Von daher sei auch der Kapitän „aufgefordert, in jedem Training Gas zu geben“.
Taktik gegen Bayer spricht nicht für Kainz
Gegen Leverkusen jedoch dürfte das nicht reichen, denn mit Faride Alidou drängt ein schneller Angreifer zurück in die Startelf, zudem stünde Linton Maina als weiterer Sprinter bereit, um Bayer mit Tempo anzulaufen, aber auch – zusammen mit Alidou und Jan Thielmann –, um mit Kontern gefährlich zu werden. Eine Taktik, die wohl am Sonntag von entscheidender Bedeutung für das FC-Spiel sein wird und die auf viele Spieler zugeschnitten ist, nicht aber auf Florian Kainz.