Interview zum Familiennachzug
Juso-Chef Türmer versetzt Radiomoderator in Livesendung
Aktualisiert am 06.06.2025 – 12:17 UhrLesedauer: 2 Min.
Es war eine kuriose Szene am frühen Morgen: Während einer Livesendung sollte Philipp Türmer, Chef der Jugendorganisation der SPD, interviewt werden. Doch Türmer war nicht erreichbar.
Da war selbst der Moderator überrascht: Eigentlich sollte Juso-Chef Philipp Türmer am Freitagmorgen um 7.15 Uhr ein Interview im Deutschlandfunk geben – doch war offenbar nicht erreichbar. Zumindest sagte Moderator Dirk-Oliver Heckmann on air, Türmer gehe nicht ans Telefon. Er musste dann mit einem anderen Interview überbrücken.
Gegen 7.45 Uhr hat es dann doch noch geklappt, das Interview wurde nachgeholt. „Wir waren eigentlich vor einer halben Stunde verabredet, da hat es nicht geklappt. Jetzt haben wir ihn am Telefon“, kündigte Heckmann seinen Gast an. Türmer entschuldigte sich für die Verspätung.
Ein Juso-Sprecher schrieb auf Anfrage von t-online: „Es ist korrekt, dass es [das Interview] sich um ein paar Minuten verzögert hatte.“ Zu den Gründen sagte er nichts. Dazu äußerte sich aber Türmer am späten Vormittag selbst. „Kein zu langer Juso-Abend war schuld an der Verspätung“, schrieb er. Sondern: „Bereite mich auf eine Stammzellenspende vor. Die Vorbereitung ist nicht nur angenehm und das hat heute zu ungünstigem Zeitpunkt Tribut gefordert. Shit happens.“
Er ergänzte: „Stammzellenspende ist super wichtig!“ Auch in seinem X-Post entschuldigte er sich erneut beim Deutschlandfunk.
In dem Deutschlandfunk-Interview äußerte Türmer scharfe Kritik an den Plänen zur Aussetzung des Familiennachzugs, über die am Freitag der Bundestag debattiert. „Wir als Jusos halten das für falsch“, sagte Türmer am Freitagmorgen im Deutschlandfunk. Der eingeschlagene Kurs sei zudem schädlich für die Integration der Menschen, die bereits im Land seien. „Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass uns gerade dieser Familiennachzug total wichtig ist.“
Der Bundestag befasst sich am Freitag mit einer Koalitionsvorlage zum Familiennachzug, die als weitere Maßnahme der neuen Bundesregierung zur Verschärfung der Migrationspolitik gilt. Die Vorlage aus dem CSU-geführten Bundesinnenministerium sieht vor, den Familiennachzug für Geflüchtete ohne anerkannten Asylstatus um zwei Jahre auszusetzen. Bislang werden monatlich tausend Visa für den Familiennachzug von sogenannten subsidiär Schutzberechtigten ausgegeben.
Es sei „einerseits eine moralische Verpflichtung“, den Familiennachzug zu erlauben, sagte Türmer dazu. Andererseits helfe er auch „denjenigen, die hier sind, enorm bei der Migration“. Der Anspruch müsse sein, Menschen hier bestmöglich zu integrieren – und das funktioniere nicht, wenn sie ihre Familienmitglieder, „die wichtige Bezugspunkte sind“, nicht nachholen könnten und in Sorge um sie seien.
Der Chef der SPD-Jugendorganisation sprach von einem grundsätzlichen „Dilemma“ in dieser Regierungskoalition. Es müssten immer wieder Verabredungen mit der Union getroffen werden, „die uns nicht schmecken können“. An dieser Stelle sei das „ganz besonders schmerzhaft“, sagte Türmer mit Blick auf das Thema Migration und den Familiennachzug. Das hätten die Jusos bereits bei den Koalitionsverhandlungen kritisiert.
Er erwarte nun von der Sozialdemokratie, dass alles dafür getan werde, dass es bei einer zeitweisen Regelung bleibe. Es müsse „so schnell wie möglich“ wieder möglich werden, engste Familienmitglieder nachzuholen.