Sie macht sich stark für Frauen in Afghanistan und gibt ihnen mit dem Film „Bread & Roses“ eine weltweite Plattform. Damit geht Jennifer Lawrence bewusst ein Risiko ein.
Familie und Freunde haben ihr davon abgeraten, sich diesem Projekt anzunehmen. „Es ist gefährlich – natürlich ist es das“, weiß Jennifer Lawrence. Doch die oscarprämierte Schauspielerin wollte den Film „Bread & Roses“, der ab sofort bei AppleTV+ zu sehen ist, trotzdem produzieren. Ihre Plattform als Prominente nutzen, um anderen Frauen eine Stimme zu geben.
Frauen, denen gerade erst gesetzlich verboten wurde, in der Öffentlichkeit laut zu reden, zu singen oder vorzulesen. Die nur verhüllt und in Begleitung eines männlichen Verwandten das Haus verlassen dürfen. Denen Arbeit, Bildung und die Teilnahme am sozialen Leben verwehrt wird, seit die radikalislamische Terrororganisation Taliban 2021 die Macht in Afghanistan übernommen hat.
„Bread & Roses“ gibt diesen Frauen ein Gesicht, geht mitten rein in ein Land, in dem die Medienfreiheit so stark eingeschränkt ist, wie kaum woanders auf der Welt. „Es war illegal, diesen Film zu machen“, so Jennifer Lawrence auf der Premiere in Los Angeles, die unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen stattfand. „Denn natürlich wollten wir das tun, was die Taliban nicht wollen: Eine Kamera nach Kabul und in die Hände dieser Frauen bringen, damit wir sehen können, was dort passiert.“
Das machte Sahra Mani möglich. In den vergangenen drei Jahren arbeitete die Filmemacherin und Exil-Afghanin von außerhalb des Landes mit einer Gruppe von Aktivistinnen zusammen, die sich heimlich mit ihren Handys gefilmt haben. Die furchtlos unter Gefährdung ihres Lebens ihr Gesicht zeigen und ihre Geschichte erzählen.
Zahra, eine frisch verheiratete Zahnärztin mit einst florierender Praxis, die nach der Schließung zum Treffpunkt für den Widerstand wird. Taranom, die sich seit Jahren offen für Frauenrechte einsetzt und ins Exil flüchten musste. Und Sharifa, die nicht mehr als Regierungsangestellte arbeiten darf und gezwungen wird, zu Hause zu bleiben. Sie machen sichtbar, was die Welt nicht sehen soll.
Und sie kämpfen für etwas, das sie bereits hatten: das Recht auf „Arbeit, Brot, Bildung“, wie sie bei den Protesten rufen. „Wir sind nicht mehr die Frauen von vor 20 Jahren. Wir sind gebildete Frauen, die nicht schweigen werden“, betonen sie in dem Film. Etwas, was Sahra Mani besonders wichtig war. „Ich habe mich auf diese jüngere Generation konzentriert, weil sie mit der größeren Freiheit der vergangenen Jahre aufgewachsen ist. Das sind Frauen, die das Talent, das Wissen und auch den Wunsch haben, dieses Land voranzubringen, aber es wird ihnen nicht erlaubt“, so die Regisseurin zu t-online.
Es sei die einzige Hoffnung dieser Frauen, gehört und gesehen zu werden. Ebendarum stieß auch Aktivistin Malala Yousafzai als Produzentin dazu. „Ich glaube, dass eine Gelegenheit wie diese, bei der afghanische Frauen ihre Stimmen auf die Leinwand bringen können, extrem wichtig ist. Denn das ist es, was die Taliban nicht wollen. Sie wollen, dass Frauen leise sind. Sie wollen, dass die Welt ignoriert, was dort geschieht, und wegschaut“, sagt die Friedensnobelpreisträgerin im Interview.
„Bread & Roses“ sei eine Form des Widerstands, „der darin besteht, solche Geschichten zu erzählen, sie in Erinnerung zu rufen und sie zu verbreiten“. Die 27-Jährige, die sich seit ihrer Kindheit für Menschenrechte einsetzt und ein Attentat der Taliban nur knapp überlebte, appelliert: „Auch wenn das alles für viele weit weg erscheint und man sich hilflos fühlt. Es gibt so viel, was ihr tun könnt. Sprecht mit anderen darüber, teilt diesen Film mit ihnen. Macht die Frauen in Afghanistan sichtbar.“
„Bread & Roses“ sei nicht nur eine Dokumentation, sondern ebenso eine Anklage gegen eine Welt, die nicht genug auf diese extremen Menschenrechtsverletzungen reagiert hat. Das war auch Jennifer Lawrences Motivation: „Das Böse wird umso mächtiger, je mehr wir die Augen davor verschließen“, betont die Oscarpreisträgerin. „Diese mutigen Frauen haben ihr Leben riskiert, um ihre Geschichten zu erzählen. Sie sind über alles hinausgegangen, um die Wahrheit über ihr Leben zu zeigen. Drei für die 20 Millionen in ihrem Land. Wir können sie nicht allein lassen. Sie müssen wissen, dass ihr Widerstand von anderen auf der ganzen Welt gesehen und unterstützt wird.“