Die Inflation gilt als eine der Urängste der Deutschen. Sie liegt derzeit auf dem Niveau von etwa zwei Prozent. Was die Hintergründe sind und welche Folgen das für Sparer, Anleger und Verbraucher hat.
Im Mai 2025 lag die Inflationsrate in Deutschland bei 2,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Damit blieb sie im Vergleich zum April 2025 unverändert. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vormonat leicht um 0,1 Prozent.
Eine Inflationsrate nahe der Zwei-Prozent-Marke liegt nahe am Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) und signalisiert eine weitgehende Preisstabilität. Allerdings zeigt die sogenannte Kerninflation – die Preisentwicklung ohne die volatilen Kategorien Energie und Nahrungsmittel – mit 2,8 Prozent weiterhin einen erhöhten Preisdruck in anderen Bereichen der Wirtschaft.
t-online erklärt die Hintergründe und welche Auswirkungen die steigenden Preise auf Sparer und Anleger haben.
Ökonomen bewerten die aktuelle Inflationslage als stabil, sehen jedoch in der anhaltend hohen Kerninflation ein Zeichen für einen noch bestehenden Preisdruck in der Wirtschaft. Die EZB hat in diesem Kontext bereits erste Zinssenkungen vorgenommen, um die Konjunktur zu stützen.
Die aktuell erhöhte Kerninflation in Deutschland ist nicht mehr primär krisengetrieben, sondern wird vor allem von Faktoren bestimmt, die sich weniger stark durch globale Energie- und Nahrungsmittelpreise beeinflussen lassen. Hier die wichtigsten Treiber im Überblick:
- Mieten (insbesondere bei Neuverträgen)
- Handwerksleistungen
- Gastronomie und Hotellerie
- Versicherungsdienstleistungen
Die Tarifabschlüsse der letzten zwei Jahre – teilweise mit deutlichen Reallohnanhebungen – schlagen sich nun auch verzögert in den Preisen nieder. Die erhöhte (Kern-)inflation entsteht aus strukturellen und binnenwirtschaftlichen Faktoren wie Löhnen, Mieten und Dienstleistungen. Das macht sie hartnäckiger und schwerer zu bekämpfen – auch für die Geldpolitik der EZB, die auf kurzfristige Impulse begrenzt reagieren kann.
In der Praxis entsteht Inflation, wenn die Verbraucherpreise steigen. Dabei unterscheidet man zwischen einer Angebots- und einer Nachfrageinflation.
- Angebotsinflation: Unternehmen können eine Inflation forcieren, wenn sie ihre Preise erhöhen. Zum Beispiel, um ihren Gewinn zu steigern oder um gestiegene Kosten – etwa für Energie oder Löhne – an die Konsumenten weiterzugeben.
- Nachfrageinflation: Genauso möglich ist es, dass die Verbraucher so viele Produkte und Dienstleistungen kaufen wollen, dass das Angebot nicht ausreicht. In diesem Fall treibt die Nachfrage die Inflation an, da die Hersteller und Anbieter für ihre knappen Waren mehr Geld verlangen können. Häufig ziehen in diesem Fall mit den Preisen auch die Löhne an, so dass sich eine selbst verstärkende Lohn-Preis-Spirale in Gang setzt. Das kann die Inflation noch weiter befeuern.
Inflation: Der Begriff bezeichnet einen anhaltenden Anstieg des Preisniveaus. Verkürzt gesagt: Inflation herrscht, wenn die Preise für eine große Anzahl an Waren, Produkten und Dienstleistungen steigen und nicht wieder sinken. Passiert das, verringert sich die Kaufkraft des Geldes. Ein Euro ist also weniger wert. Aus diesem Grund spricht man bei einer Inflation auch von einer Geldentwertung.
Experten erwarten, dass die Kerninflation in den nächsten Monaten weiter moderat zurückgeht. Die Deutsche Bundesbank prognostiziert für das Gesamtjahr 2025 eine durchschnittliche Kerninflationsrate von 2,4 Prozent, gefolgt von 1,9 Prozent im Jahr 2026 und einer leichten Steigerung auf 2,0 Prozent im Jahr 2027.
Ein Rückgang der Kerninflation hat signalgebenden Charakter für die gesamte Inflationsentwicklung und spielt eine zentrale Rolle für geldpolitische Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch die Gesamtinflation (also inklusive Energie und Nahrung) dürfte sich weiter beruhigen – sofern es keine externen Schocks gibt (z. B. Ölkrise oder geopolitische Eskalation).
Sollte die Inflation unter 1,9 Prozent sinken, könnte die EZB weitere Zinssenkungen prüfen, um Wachstum und Kreditvergabe zu fördern. Die EZB berücksichtigt auch Konjunkturdaten, Lohnentwicklung und Finanzstabilität. Ein kurzfristiges Absinken unter 1,9 Prozent wird nicht automatisch mit Zinssenkungen beantwortet.
In der Theorie hat die Inflation vor allem mit der Geldmenge zu tun. Die Idee: Je mehr Geld im Umlauf ist, desto weniger ist es wert – und desto höher sind die Preise. Steigt die Geldmenge also, steigt auch das Preisniveau.
Die Kontrolle über die Geldmenge haben Noten- und Zentralbanken. Im Falle der Eurozone ist das die Europäische Zentralbank (EZB). Über verschiedene Mechanismen kann sie dafür sorgen, dass die Geldmenge steigt oder sinkt.
- Geldpolitik der Zentralbank: Was der Leitzins der EZB mit Ihnen zu tun hat
Die EZB ist damit die oberste Wächterin der Inflation. Ihr Auftrag ist die sogenannte Geldwertstabilität. Ziel der EZB ist es also, den Wert des Geldes dauerhaft stabil zu halten und gleichzeitig Wirtschaftswachstum zu ermöglichen.
Dafür peilt die EZB nach einem Strategiewechsel eine jährliche Inflationsrate von zwei Prozent an und ist dabei zumindest zeitweise bereit, eine moderate Über- oder Unterschreitung dieser Marke zu akzeptieren.
Viele Deutschen haben nicht umsonst Angst vor steigenden Preisen, die kurzfristigen Auswirkungen der Inflation sind für die meisten Menschen eher schlecht. Verbraucher müssen für ihre alltäglichen Ausgaben mehr Geld auf den Tisch legen – auf kurze Sicht ein Problem, sofern nicht das Gehalt parallel ebenfalls steigt.