Donald Trump und Friedrich Merz haben sich zum ersten Mal getroffen. Es lief besser, als viele zu hoffen wagten. Warum das trotzdem längst kein Grund zum Aufatmen ist.
Johannes Bebermeier und Bastian Brauns berichten aus Washington
Eigentlich müsste sich Friedrich Merz bei Angela Merkel bedanken. Als er da so sitzt neben Donald Trump, bei seinem ersten Auftritt im Oval Office, ist sie mehrmals so was wie der Eisbrecher. Ihre Politik schlecht zu finden, darauf können sich „Friedrich“ und „Donald“ sofort verständigen.
Angela Merkel ist für Donald Trump der böse Geist aus seiner ersten Amtszeit. Heute sitzt ihm keine Kanzlerin gegenüber, sondern ein Kanzler. Und dann auch noch einer, der seine ganz eigene schwierige Vergangenheit mit ihr hat. Trump scheint es zu genießen, mit ihm über Merkel zu lästern. Und Merz wehrt sich nicht gerade.
Als die Journalisten Trump etwa auf sein neues pauschales Einreiseverbot für Millionen von Migranten ansprechen, verteidigt er es, und begründet das mit der Sicherheit. „Ich hasse es, das vor dem Kanzler anzusprechen. Ihr habt da ja ebenfalls ein kleines Problem“, sagt Trump zu Merz – und spendiert ihm gleich Entlastung: „Das war nicht dein Fehler. Aber ich hab’s ihr gesagt. Ich hab’s ihr gesagt.“
Für Merz ist die Spitze gegen Merkels Flüchtlingspolitik von 2015 eine von vielen Gelegenheiten, in denen es viel Lob für den neuen Bundeskanzler gibt. Das ist schon viel, und wahrscheinlich ist es mehr, als viele erwartet hatten. Doch angesichts der ganzen Krisen auf der Welt war schon vorher klar, dass das eigentlich nicht reicht. Was also bleibt von diesem Tag im Weißen Haus?
Der Bundeskanzler war natürlich mit einem Plan nach Washington gereist. Das Minimalziel lautete: „Good vibes“ zu erzeugen, also die angeblich gute Verbindung der beiden in ihren Telefonaten ins echte Leben zu übertragen. Optimalerweise, so hofften einige in Berlin, könne sogar eine Männerfreundschaft für die nächsten gemeinsamen Jahre entstehen.
Allerdings war allen Beteiligten in Deutschland auch klar, dass ein freundliches Lächeln in die Kameras am Ende nicht ausreichen würde. Dafür gibt es eben doch zu viele Krisen gerade. Da wäre vorneweg die Ukraine. Das wichtigste Ziel hier: Trumps Interesse an diesem Krieg aufrechtzuerhalten. Obwohl viele glauben, dass er damit längst nichts mehr zu tun haben will. Und falls möglich, ihn vielleicht sogar dazu zu bringen, darüber nachzudenken, ob US-Sanktionen nicht doch eine gute Idee wären, um Putin zu echten Verhandlungen zu bewegen.
In Bezug auf die Nato war die Mission ganz ähnlich, und sie ist natürlich eng verwoben mit der Ukraine-Frage: Trump soll überzeugt werden, dass das jahrzehntealte Verteidigungsbündnis auch heute noch im Interesse der USA liegt, nicht nur im Interesse Europas. Schwer genug, immerhin wollte sich Trump auch schon mal ganz aus der Nato verabschieden.
Und der dritte Brocken sind die Zölle. Merz will ihn davon überzeugen, dass Zölle allen schaden, nicht nur Europa, sondern eben auch den USA.
Als Friedrich Merz an diesem Donnerstag in Washington vor seinem Termin bei Trump mit Journalisten im „Blair House“ zusammensitzt, dem Gästehaus des Präsidenten, dämpft der Kanzler die Erwartungen. Er glaube nicht, sagt er, dass es bei den drei großen Themen „jetzt Durchbrüche gibt“.
Aber gemessen daran, wie es anderen Politikern hier im Oval Office in der letzten Zeit ergangen ist, läuft es gut für Merz. Jedenfalls in diesem Moment, jetzt und hier im Oval Office. Trump lobt ihn nicht nur, wenn es um Angela Merkel geht. Er, Merz, sei „schwierig“, sagt Trump an einer Stelle. Und will es als Kompliment verstanden wissen. „Du willst doch nicht, dass ich dich ‚leicht zu haben‘ nenne.“ Und dann lachen beide.
