Weltwirtschaft betroffen
Ökonom sieht ein „Alarmsignal für Amerikaner“
12.04.2025 – 00:57 UhrLesedauer: 2 Min.
Der von US-Präsident Donald Trump begonnene Protektionismus von Staaten kann zu einer Krise führen. Das befürchtet der Ifo-Chef Clemens Fuest.
Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat vor einer neuen weltweiten Wirtschaftskrise gewarnt. Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ sagte er, ein solches Szenario sei „leider nicht auszuschließen“. Insbesondere die Ausbreitung protektionistischer Maßnahmen in China, Europa und den USA sieht er als große Gefahr.
Fuest zufolge zerstörten die USA derzeit ihre Glaubwürdigkeit als verlässlicher Vertragspartner. Das sei besonders kritisch, da sie weiterhin die wichtigste Wirtschaftsmacht der Welt seien. Protektionismus in mehreren Weltregionen könne seiner Einschätzung nach zu einer schweren globalen Krise führen.
Auch die aktuellen Entwicklungen auf dem US-Anleihemarkt sieht der Ifo-Chef mit Sorge. Der starke Verfall der Anleihen habe Ex-Präsident Donald Trump vermutlich dazu gebracht, viele angekündigte Zölle vorerst für 90 Tage auszusetzen. Fuest sprach gegenüber der Zeitung von einem „Alarmsignal für die Amerikaner und für die Finanzarchitektur der gesamten Welt“.
Er verwies auf die zentrale Bedeutung des US-Marktes: Zwei Drittel der weltweiten Börsenkapitalisierung entfallen laut Fuest auf den amerikanischen Aktienmarkt, und der Dollar sei nach wie vor die weltweite Leitwährung. Sollte diese Struktur ins Wanken geraten, wären die Folgen nicht absehbar.
Fuest äußerte sich auch lobend über das Verhalten der Europäischen Union im Handelskonflikt. Es sei richtig, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zunächst abwarte und nicht übereilt reagiere – anders als etwa China. Das helfe, die Lage sachlich zu bewerten.
Auch den Koalitionsvertrag in Deutschland bewertet der Ifo-Chef trotz Kritikpunkten grundsätzlich positiv. Er hob hervor, dass die Überwindung der wirtschaftlichen Stagnation in den Mittelpunkt gestellt worden sei. Laut Fuest seien Investitionserleichterungen, steuerliche Entlastung, Bürokratieabbau und sinkende Energiekosten die richtigen Schwerpunkte.