HSV-Fans beschweren sich über Dynamo Kiew als neuen Untermieter im Volksparkstadion. Die Vereine verteidigen die Entscheidung vehement.

Die Sehnsucht nach europäischem Spitzenfußball in Hamburg ist groß. Der HSV und St. Pauli sind davon weit entfernt, also bleiben den Fußballfans in der Hansestadt nur Gastmannschaften. In der vergangenen Saison mietete sich Schachtar Donezk im Volksparkstadion ein. Bis zu 50.000 Fans kamen pro Spiel in die HSV-Arena, sahen unter anderem einen 1:0-Sieg in der Champions League über den FC Barcelona.

In dieser Saison trägt mit Dynamo Kiew erneut ein ukrainischer Verein seine Spiele in Hamburg aus. Den Auftakt in der Europa League macht am Mittwochabend (21 Uhr) das Duell mit Lazio Rom (Italien). Die Vorfreude hält sich allerdings stark in Grenzen: Der HSV rechnet mit 8.000 bis 9.000 Zuschauern. Der C-Rang des Volksparkstadions, in das bei internationalen Spielen maximal 51.500 Menschen passen, wird gar nicht erst geöffnet. Eine Tageskasse gibt es trotzdem nicht.

Nach der Bekanntgabe Anfang September übten einige HSV-Fans laute Kritik am neuen Untermieter. Sie werfen Kiew rassistisches Gedankengut vor und dem HSV, seine Werte für Geld über Bord zu werfen. „‚Love Hamburg – Hate Racism‘ wird zur hohlen Phrase, wenn in unserem Stadion ein Verein Heimspiele austrägt, der die dahinterstehende Haltung nicht lebt“, hieß es vom HSV Supporters Club.

Dynamo-Präsident Igor Surkis wehrte sich im „Abendblatt“ gegen die Kritik: „Ich respektiere die Fans von Hamburg, aber diese Proteste sind unfair“, sagte er. „Der Fußballverein Dynamo Kiew hat in seiner Geschichte nie ein diskriminierendes Verhalten gegenüber irgendjemandem an den Tag gelegt, weder gegenüber Fußballspielern, Vereinsmitarbeitern noch gegenüber normalen Fans.“

Surkis räumte ein, dass es „einige Vorfälle in den Stadien“ gegeben habe, die mit dem Verhalten „einer sehr kleinen Anzahl von Fans“ zusammenhingen. „Diese Vorfälle sind inakzeptabel und wurden medial leider sehr stark platziert“, sagte der Präsident. Sie würden nicht die Position des Vereins widerspiegeln.

Für den HSV steht die Vereinbarung mit Dynamo Kiew trotz der Kritik der Fanszene nicht infrage. „Es geht um Haltung, darum senden wir ein klares Zeichen der Unterstützung aus Hamburg und dem Volksparkstadion“, sagte Finanzvorstand Eric Huwer. Dass der Verein, anders als im Vorjahr, finanziell wohl nicht profitiert, nimmt er in Kauf: „Wir halten es für viel sinnvoller, für unsere Werte während der Spiele einzustehen und deutlich zu machen, wofür der HSV steht. Wir sehen den tieferen Wert darin, weiterhin das Bewusstsein für diesen schmerzvollen Krieg zu schärfen und unseren Beitrag zu leisten – auch wenn es für uns in diesem Fall wirtschaftlich wenig attraktiv erscheint.“

In dieser Saison empfängt Dynamo Kiew in Hamburg neben Lazio Rom am 7. November Ferencvaros Budapest (Ungarn), Viktoria Pilsen (Tschechien) am 28. November und den lettischen Club FK RFS am 30. Januar. Auch hier droht eine Geisterkulisse im trüben Hamburger Winter: Bislang hat der HSV erst rund 1.800 Ticketpakete für alle vier Spiele verkauft.

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