Alter Glaube
Horror-Sage aus Bremen: Wurden Kinder geopfert und eingemauert?
Aktualisiert am 30.11.2024 – 03:18 UhrLesedauer: 2 Min.
In Bremen haben sich die Menschen früher viele sagenumwobene Geschichten erzählt. Eine von ihnen ist jedoch besonders gruselig. Wurden in der Stadt tatsächlich Kinder geopfert?
Es ist ein alte Legende, die ungeheuerlich klingt, aber vor langer Zeit in Bremen herumspukte. Der Bremer Schriftsteller Friedrich Wagenfeld hat sie im zweiten Band seines Werks „Bremens Volkssagen“ aus dem Jahre 1845 niedergeschrieben.
„Die alten Bremer glaubten, ihre Festungswerke durch das Einmauern eines unschuldigen Kindes unüberwindlich zu machen, wie denn auch beim Abbruch des Brückethors vor einigen Jahren, wirklich die Überreste eines Kindes zum Vorschein gekommen sein sollen“, heißt es in dem Buch. Diese Sage trägt den Titel „Alter Glaube“.
Mit den Festungswerken ist die damalige Bremer Stadtmauer gemeint, die die Altstadt umschloss. Ab 1803 wurde sie nach und nach abgerissen und es entstanden die heutigen Wallanlagen. Zehn Stadttore ermöglichten, dass Bewohner und Gäste Bremen kontrolliert betreten und wieder verlassen konnten. Einen Teil der alten Stadtmauer kann man bis heute hinten im Weihnachtsladen (Marterburg 45) im Schnoorviertel sehen. Auch beim GOP-Theater in der Überseestadt befinden sich Überreste.
Doch gibt es tatsächlich überlieferte Bewiese dafür, dass Kinder geopfert und ihre Gebeine im Mauerwerk gefunden worden sind? Die Antwort ist: nein.
Bei der Geschichte müsse es sich offenbar um eine nicht belegbare Legende handeln, teilt ein Sprecher der Bremer Senatskanzlei t-online mit. Zu diesem Schluss sei man nach Rücksprache mit der Landesdenkmalpflege und dem Staatsarchiv gekommen.
„Fachleute versicherten mir, dass bei Wagenfelds Volksmärchen mitgeteilte Kuriosa zumeist nicht belegt seien – man könnte auch sagen: frei erfunden“, so der Sprecher weiter.
Tatsächlich galt Friedrich Wagenfeld, der 1846 in Bremen starb, nicht als vertrauenswürdiger Schriftsteller. Er selbst machte keinen Hehl daraus, dass seine Volkssagen nicht zwangsläufig auf Fakten beruhen. Im Vorwort seines Werks schreibt er, dass er seinen Stoff mitunter „stark ausschmückte“ und distanziert sich vom „wissenschaftlichen Sagensammler“. Die Sagen habe er „mehr heitern Gesichtspunkt“ aufgefasst, was wohl bedeuten soll, dass er seiner Fantasie gerne einmal freien Lauf ließ.