Nach mehr als 20 Jahren kündigt Honda eine Neuauflage des Sportcoupés Prelude an. Das Concept Car macht Lust auf mehr.

Nach einem langen Vorspiel folgt nun die Ouvertüre: Schon vor einem Jahr zeigte der japanische Automobilbauer Honda eine Studie des Prelude – jenem kompakten Sportcoupé, das von 1978 bis zu seinem Produktionsende im Jahr 2001 mehr als 800.000 Kundinnen und Kunden gefunden hatte.

Dieses Automobilsegment – in dem sich einst etwa Ford Capri und Puma, Opel Manta und Tigra, aber auch Audi TT getummelt hatten – geriet in den frühen 2000ern mehr und mehr in Vergessenheit. Heute ist es fast vollständig verwaist. Die Hersteller weltweit konzentrieren sich auf ihre Cash-Cows, die SUVs im C-Segment. Auch für Honda war das Sportwagenkapitel bis auf den NSX, der freilich mit mehr als 500 PS in einer anderen Liga spielt, 25 Jahre lang abgeschlossen.

Nun also eine Neuauflage des Prelude, der im Designstudio der Marke im mittelenglischen Barnbury erstmals nach einem Kurzauftritt bei der Autoschau in Tokio 2023 etwas intensiver unter die Lupe genommen werden durfte. Die Philosophie hinter dem neuen Auto erklärt Kotaro Yamamoto, technischer Berater bei Honda Europa, so: Der Prelude soll die Generationen X und Z zusammenbringen. Den Vater – jetzt um die 50 und möglicherweise solvent genug für eine Beschaffung – soll der Anblick des Prelude gleichermaßen entzücken wie den Sohn, der sich an schönen Autos erfreut und (noch) nicht daran denkt, eine Familie transportieren zu müssen.

Der erste Eindruck des neuen Autos ist fulminant. Der Zweitürer steht auf 20-Zoll-Felgen satt und breit da, die Linienführung ist sportlich-klassisch; langer Radstand, kurze Überhänge vor allem am Heck versprechen Fahrspaß. Der neue Prelude – noch heißt er „Prelude Concept“ – macht schon im Studio einen schnellen Eindruck. Beim Entwurf ließen sich die Designer, so Yamamoto, von einem Segelflugzeug inspirieren, das für sanftes Dahingleiten steht. Doch aus diesem sanften Dr. Jekyll könne im Handumdrehen ein raubeiniger Mr. Hyde werden. Um Gewicht zu sparen, trägt dieser Mr. Hyde üppiges Make-up aus Carbon, von der Frontschürze über die Spiegelabdeckungen bis zum Heckspoiler.

Doch noch hält sich Honda bedeckt dazu, wie die optische Performance auf die Straße gebracht werden soll. Das neue Auto steht im Wesentlichen auf der Plattform des Civic, der als Typ R schon eine durchaus sportliche Figur macht. Das deutet auf einen Fronttriebler hin. Klar ist, dass der Prelude ein Hybrid sein wird, dessen Gesamtleistung allerdings noch offen ist. Dass sie mehr als ausreichend sein wird, liegt auf der Hand, kombiniert doch der mutmaßlich als Basis dienenden Hybridantrieb aus dem Civic e:HEV schon einen 135 kW/184 PS starken Elektromotor mir eine 105 kW/143 PS starken Vierzylinder-Benziner. Ob es die 320 Verbrenner-PS des Civic Typ R werden, scheint eher fraglich.

Ein vollelektrischer oder Plug-in-Antrieb ist nicht vorgesehen, wie Chefentwickler Tomoyuki Yamagami sagt. Der ließe sich aus Platz- und Gewichtsgründen nicht umsetzen. Klar scheint den Verantwortlichen auch zu sein, dass der neue Prelude nicht teurer als 50.000 Euro werden soll. Damit läge er in einem Preisbereich, der für die oben erwähnte Zielgruppe(n) noch darstellbar wäre. Preisdämpfend soll die Verwendung von Teilen aus dem Konzernregal – von der Hybridbatterie bis zu den Fahrwerkskomponenten – wirken.

Dass der Prelude Concept das Attribut „Concept“ verlieren wird und tatsächlich auf die Straße kommt, ist beschlossene Sache. Konkurrenz ist weit und breit nicht zu finden, nachdem der Toyota GR 86 in diesem Juni eingestellt wurde. Noch offen sind allerdings Produktionsstart und Markteinführung. Einem Termin im kommenden Jahr wird von den Verantwortlichen nicht widersprochen, es sollen möglichst alle Märkte – auch der deutsche – zeitgleich bedient werden. Der lange Vorlauf dient Honda vor allem als Test, ob der Markt nach 25 Jahren des langsamen Aussterbens der Gattung kompaktes Sportcoupé wieder in der Verfassung ist, eine rentierliche Produktion zu ermöglichen.

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