Die Worte des Sportjournalisten Marcel Reif, Sohn eines Holocaust-Überlebenden, rührten im Bundestag mehrere Zuhörer zu Tränen.
In seiner Rede sprach Reif über seinen Vater, der über das Grauen, das er erleben musste, zum Schutz seines Sohnes schwieg. Und doch sagte er etwas, das Marcel Reif bis heute begleitet:
„Mir wurde irgendwann beinahe schlagartig klar, dass mein Vater ja doch gesprochen hatte und mir all das gesagt und mitgegeben hatte, was ihm wichtig war, was er gerettet hatte. Als Essenz destilliert aus Stein, aus all dem Unmenschlichen der Häscher und Mörder, aus dem Übermenschlichen eines mutigen Berthold Beitz, aus dem, was er selbst geleistet hatte, mit dem kleinen Jungen, der seine eigene Menschlichkeit abgefragt hatte. Das alles hat er in einen kleinen Satz gepackt und ich erinnere mich täglich mehr daran, wie oft er mir diesen Satz geschenkt hat. Mal als Mahnung, mal als Warnung, als Ratschlag oder auch als Tadel. Drei Worte nur in dem warmen Jiddisch, das ich so vermisse. Sei er Mensch, sei ein Mensch. Dein Schweigen, deine Lebensfreude trotz allem, deine ungebrochene Fähigkeit und so viel Liebe und Fürsorge zu geben.
Und dieser Satz; „Sei ein Mensch“, dafür Danke, Papa.“
Der Bundestag erinnerte mit einer Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus. Parlamentspräsidentin Bärbel Bas rief zu Beginn in ihrer Ansprache zum Widerstand gegen Antisemitismus auf.
Und auch Reif endete seine Rede mit einem Appell:
„Und wenn Sie es mir erlauben. Und wenn sie mögen. Gerade heute, aus diesem Anlass und gerade hier, in diesem höchsten deutschen Hause. Dann lasse ich Ihnen den kleinen und doch so großartigen, wundervollen Satz, den mein Vater Leon Ralf gesagt hat. Dann lasse ich Ihnen diesen Satz hier „Sei ein Mensch. Sei ein Mensch.” „