Mit der Riedbahnstrecke wurde angefangen, nun ist die Verbindung zwischen Hamburg und Berlin eingeschränkt. In den kommenden Monaten und Jahren folgen Dutzende weitere Großprojekte.
Auf gleich mehreren Abschnitten zwischen Hamburg und Berlin beginnt die Bahn am Freitagabend mit umfassenden Bauarbeiten – für Fahrgäste im Fernverkehr bedeutet das bis zum 14. Dezember weniger Zugangebot auf der Strecke und eine längere Fahrzeit. Zwei der vier Linien zwischen Hanse- und Hauptstadt entfallen während der rund vier Monate dauernden Bauzeit, wie die Bahn mitteilte. Alle übrigen Fernzüge werden westlich über Stendal umgeleitet. Statt zweimal pro Stunde fahren sie dann nur noch einmal.
Es ist nicht die erste große Streckensperrung in diesem Jahr. Auch die Riedbahnstrecke wird saniert. In den kommenden Monaten sollen weitere Verbindungen folgen.
Ebenfalls ab Freitag wird zudem zwischen Hamburg und Schwerin gebaut – bis zum 29. September. In dieser Zeit fahren dort keine ICE-Züge. Es gibt eine direkte Verbindung mit Ersatzbussen. Zudem fährt pro Tag ein Intercity über Lübeck.
Auch im Regionalverkehr kommt es aufgrund des umfassenden Baugeschehens zu Einschränkungen. In den betroffenen Regionen müssen Pendlerinnen und Pendler dann auf Ersatzbusse ausweichen.
Bereits im kommenden Jahr wird es auf der Relation Hamburg-Berlin wieder schwierig. Denn ab August 2025 steht die nächste Generalsanierung auf der Strecke Hamburg – Berlin an. Diese dauert dann sogar neun Monate. Gleise, Weichen, Oberleitungen, Leit- und Sicherungstechnik – alles soll während dieser fast neun Monate erneuert werden. Dafür soll die Strecke danach über Jahre hinweg baufrei bleiben und die Züge dort zuverlässiger fahren als bisher.
Die nun anstehenden Arbeiten konnten aber nicht länger, etwa bis zur Sperrung im kommenden Jahr warten. „Die Bauarbeiten im Jahr 2024 sind notwendig, damit Züge auch weiterhin mit voller Geschwindigkeit fahren können und es weniger Störungen an der Infrastruktur gibt“, heißt es in einer Präsentation der Deutschen Bahn. Der Konzern habe intensiv geprüft, ob die Baumaßnahmen nicht mit der Generalsanierung gebündelt werden können. Es müssen aber auch gesetzliche Fristen zur Instandhaltung eingehalten werden, was eine Verschiebung nach hinten unmöglich gemacht habe.
Ebenfalls im kommenden Jahr wird an der Strecke Emmerich – Oberhausen gebaut. Hier soll es zu mehreren getakteten Teilsperrungen kommen. Ab 2026 steht dann das Streckennetz rund um Koblenz und Köln im Fokus. Darunter die Strecke Hagen – Wuppertal – Köln, die Strecke Troisdorf – Koblenz und die Strecke Koblenz – Wiesbaden.
Für alle Bauarbeiten sind enorme Summen verplant. Allein die Sanierung der Riedbahn soll 1,3 Milliarden Euro kosten. Insgesamt eingeplant sind für die Generalsanierung der Bahn 27 Milliarden Euro.
Noch vor dem Start der ersten Maßnahmen hatte es kritische Stimmen gegeben. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) etwa sprach von einem „ersten Härtetest für die Branche“. Der Start der Generalsanierung sei ein „wesentlicher Schritt zur Verbesserung sowohl des Schienenpersonen- als auch des -güterverkehrs“. Doch die Vollsperrungen könnten zum Problem werden.
Vor allem der Schienenersatzverkehr mit Bussen, wie er auf der Riedbahn geplant ist, schürte Zweifel. Der Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Detlef Nuß, befürchtet, dass dadurch Bahnkunden verschreckt werden: „Es steht durchaus zu befürchten, dass jetzt einige Leute […] trotzdem erst einmal aufs Auto umsteigen“.
Gerade die Bauindustrie hatte sich ebenfalls kritisch geäußert. Denn während die Riedbahnsanierung im Zeitplan liege, fehle es an verlässlichen Zusagen für die restlichen Strecken, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, der „Welt am Sonntag“.