Senioren sind heute deutlich fitter als gleich alte Menschen aus früheren Generationen. Das belegt eine Langzeitstudie. Doch woran liegt das?

Sich im Alter von 70 Jahren wie 60 fühlen – diese Vorstellung klingt verlockend und ist für viele Menschen in dieser Altersspanne tatsächlich Realität. Das zeigen auch neue Forschungsergebnisse. Ein Blick zurück und ein Blick in die Zukunft.

Im Mittelalter galten bereits 40-jährige Menschen als alt, was auf die niedrige Lebenserwartung und die harten Lebensbedingungen zurückzuführen war. Heute jedoch gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass Senioren deutlich gesünder und aktiver sind als gleichaltrige Menschen früherer Generationen.

So zeigte etwa eine neue Studie der Columbia Public School of Health in New York (USA) überraschende Fortschritte in der Gesundheit älterer Menschen in England und China. Die Forscher untersuchten nicht das Auftreten von Krankheiten – wie bei anderen Studien zum Alterungsprozess üblich –, sondern bewerteten funktionale Fähigkeiten wie kognitive, motorische, psychologische und sensorische Kompetenzen. Dafür analysierten sie zunächst Daten der English Longitudinal Study of Aging (ELSA). Die Ergebnisse zeigten deutlich: Senioren in England sind aktuell sowohl körperlich als auch mental fitter als gleichaltrige Menschen aus früheren Generationen.

So habe etwa ein 68-Jähriger, der 1950 geboren wurde, eine ähnliche Funktionsfähigkeit wie ein 62-Jähriger, der ein Jahrzehnt früher geboren wurde. Menschen, die 1940 geboren wurden, wiesen bessere Fähigkeiten auf als diejenigen, die 1930 oder 1920 geboren wurden.

Anschließend wurden Daten der China Health and Retirement Longitudinal Study (CHARLS) analysiert. Auch hier konnten ähnliche Trends wie in England entdeckt werden. Aufgrund einer kürzeren Beobachtungszeit sind diese Ergebnisse jedoch noch nicht so aussagekräftig wie die Analyse der ELSA.

Doch warum sind Senioren heutzutage fitter? Laut den Forschern haben sich im 20. Jahrhundert viele Bereiche klar verbessert: Medizinische Fortschritte wie Gelenkersatzoperationen und bessere Behandlungsmöglichkeiten bei chronischen Krankheiten spielen ebenso eine Rolle wie Verbesserungen bei Hygiene, Ernährung und Bildung.

Studienautor John Beard erklärte weiter: „Wir waren überrascht, wie groß diese Verbesserungen tatsächlich waren, besonders im Vergleich zwischen Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, und früheren Generationen.“ Er fügte hinzu: „Für viele Menschen gilt tatsächlich: 70 ist das neue 60.“

Obwohl diese Entwicklungen positiv stimmen, warnen die Forscher davor, dass dieser Trend nicht automatisch anhält. Der Anstieg von Fettleibigkeit etwa könnte in den kommenden Jahrzehnten negative Auswirkungen auf die körperliche Fitness bei Älteren haben. Außerdem sei zu bedenken, dass sozial privilegierte Gruppen wahrscheinlich größere Fortschritte gemacht haben als benachteiligte Bevölkerungsgruppen.

Insgesamt zeigte sich dennoch eindrucksvoll: Die allgemeine Gesundheit und Leistungsfähigkeit älterer Menschen hat sich deutlich verbessert – ein Zeichen dafür, dass das Altern heute anders erlebt werden kann als noch vor einigen Jahrzehnten.

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