„Schlägt sich auf die Jungs nieder“
Hannawald benennt Grund für deutsches Tournee-Scheitern
08.01.2025 – 09:37 UhrLesedauer: 2 Min.
Wieder einmal gingen die deutschen Springer bei der Vierschanzentournee leer aus – trotz vorheriger Topform. TV-Experte Sven Hannawald hat eine mögliche Ursache ausgemacht.
Auch im 23. Anlauf seit dem Triumph von Sven Hannawald 2002 hat es nicht geklappt. Die deutschen Skispringer sind bei der prestigeträchtigen Vierschanzentournee einmal mehr der Konkurrenz hinterhergesprungen. Und das, obwohl sich Pius Paschke im Vorfeld in herausragender Form präsentierte, fünf der ersten zehn Weltcupspringen gewann. Auch Andreas Wellinger (ein Sieg) und Karl Geiger (ein 3. Platz) hatten gezeigt, wozu sie imstande sind.
Doch mit Beginn der Tournee folgte der Absturz. Hannawald, inzwischen TV-Experte bei der ARD, hat eine mögliche Ursache für das abermals enttäuschende Abschneiden der DSV-Athleten ausgemacht. Er sieht beim Deutschen Skiverband (DSV) Schwächen in der Kommunikation, die sich auf die Leistungen des Teams ausgewirkt haben könnten. Dies äußerte der 50-Jährige in einem Interview mit RTL/ntv und sport.de.
Trotz des verpassten Podestplatzes lobte Hannawald aber auch die Arbeit des deutschen Teams. „Ich merke, wie hart und intensiv gearbeitet wurde – ganz gleich, ob es das Material oder andere Baustellen betrifft“, sagte er. Den Athleten könne man sportlich keinen Vorwurf machen. „Es ist keine Frage, dass wir Weltklasse-Athleten haben“, so Hannawald.
Der DSV habe allerdings nicht dieselben flexiblen Voraussetzungen wie etwa Österreich, wo die Springer zuletzt einen Dreifachsieg feierten. Daniel Tschofenig holte den Sieg, gefolgt von Jan Hörl und Stefan Kraft. Bester Deutscher war Paschke, der als Gesamtweltcupführender Platz sechs belegte.
Besonders die Anspannung im Umfeld des DSV vor der Vierschanzentournee sei spürbar gewesen, befand Hannawald. Diese zeigte sich auch in der Art und Weise, wie Informationen weitergegeben wurden. Als Beispiel nannte er den Weltcup in Engelberg kurz vor der Tournee. Hannawald habe erst nach dem letzten Springen erfahren, dass Paschke krankheitsbedingt nicht voll trainieren konnte. „Wenn man das im Vorfeld kommuniziert, gehe ich in der Analyse der Springer ganz anders um“, erklärte der 50-Jährige.
Auch für Top-Springer Paschke selbst sei der fehlende Austausch ein Nachteil gewesen, da er vor der Tournee unnötig unter Druck geraten sei. In Engelberg reichte es für ihn lediglich zu den Plätzen zehn und 18. „Sobald die erste Kommunikation in Richtung Tournee losgeht, merkst du, das wird alles ein bisschen fester, und ich glaube, dass sich das auch auf die Jungs niederschlägt“, befand der TV-Experte.
Hannawald betonte, dass eine offene Kommunikation entscheidend sei, um den Athleten einen „leichten und lockeren“ Zugang zur prestigeträchtigen Tournee zu ermöglichen. Er selbst hatte diese 2001/02 als bislang letzter Deutscher gewonnen.