Deutschland hinkt in der Bildung seit Jahren hinterher. Viele Kommunen haben zu wenig Geld und Personal, die Schulgebäude verfallen, zu viel Unterricht fällt aus. Daran etwas zu ändern, wäre tatsächlich ein echter, großer Fortschritt. Aber das kostet und birgt zudem ein altes Dilemma: Wer teure, gute Bildungspolitik sät, erntet erst viele Jahre später die Früchte, wenn die Schüler ihren Abschluss machen. Viele Politiker wollen und müssen aber vor allem bis zur nächsten Wahl denken. Nachhaltige Bildung passt in keine Legislaturperiode.

Stattdessen fordern Bildungspolitiker nun ein bundesweites Handyverbot. Kostet nix, und Durchkontrollieren ist in Deutschland ohnehin quasi immaterielles Kulturerbe. Statt sich genauer damit zu befassen, wie Schüler mit Medien umgehen und leben, soll mal wieder rigoros alles Neue verboten werden, was man nicht mag und nicht versteht. Es müffelt verdächtig nach „Früher war alles besser“.

Dass aber gerade junge Menschen Verbotenes besonders reizt, lässt eine solche Haudrauf-Manier außer Acht. Zudem könnte ein pauschales Verbot den Schülern das Gefühl geben, dass sich niemand wirklich für ihr Leben interessiert, das sich nun mal zu guten Teilen in den sozialen Medien abspielt. Wer das übersieht, riskiert, dass sich die Schüler von oben herab behandelt fühlen und sich im Umgang mit sozialen Medien gegenüber Lehrkräften und Eltern bewusst verschließen.

Da es durchaus ernste Gefahren im Netz gibt, sollten Eltern, Lehrer und Bildungspolitiker die Schüler eben nicht allein lassen. Da braucht es die viel beschworene Medienkompetenz – und zwar auf allen Seiten. Doch diese zu vermitteln, kostet Geld – sei es für die Qualifizierung der Lehrer oder externe Anbieter. Nur: Geld für Bildung will keiner ausgeben, womit man wieder am Anfang der Debatte ist. Die eigentliche Gefahr besteht darin, dass ein Handyverbot dazu führt, das zentrale Problem aus dem Blick zu verlieren: wie dringend notwendig es ist, Schülern den reflektierten Umgang mit Smartphones und Co. zu vermitteln.

Ein Verbot schafft keine mündigen Bildungsbürger, sondern Ressentiments. Dabei wäre doch ein Schüler, der sich ernst genommen fühlt und einen bewussten Umgang mit seinem Handy gelernt hat, viel wünschenswerter als einer, der eine demütigende Strafarbeit ableisten muss, weil er gegen ein Handyverbot verstoßen hat.

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