An der Spitze der Bundesregierung rumort es – das ist auch in Hamburg am Donnerstag Stadtthema. t-online hat mit den Menschen über ihre Gefühle zum Ampel-Aus gesprochen.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat Finanzminister Christian Lindner (FDP) entlassen – die Ampel ist gescheitert. Doch was löst das in den Menschen in Hamburg aus, wo im kommenden Jahr die Bürgerschaftswahlen anstehen?
„Dass die Ampelkoalition bald Geschichte ist, ist gut so“, sagt der Hamburger Jonathan. „Ich bin erleichtert.“ Er ist seit Jahren SPD-Mitglied – weil er von den grundlegenden Idealen überzeugt ist. Die Entwicklung der Partei beobachtet der 25-Jährige in jüngster Zeit jedoch kritisch. Zustimmung gibt es von seinem Freund Mats: „Die Regierung wirkte zuletzt extrem gespalten. Da war nicht der Zusammenhalt zu erkennen, den es nach außen braucht.“
Trotz interner Differenzen müsste man sich in grundlegenden Entscheidungen einig sein, findet der 28-Jährige. Die beiden hoffen, dass sich durch potenzielle Neuwahlen etwas verändert und wieder mehr Einigkeit an der Spitze des Landes einkehrt.
Positiv reagiert auch das Ehepaar Zimmermann aus dem Hamburger Umland auf die politische Veränderung im Land. „Jetzt wird endlich klare Kante gezeigt“, resümiert die 70-jährige Renate Zimmermann. „Mit diesem ständigen Hin und Her muss Schluss sein.“ Das sieht auch ihr Mann Lothar so. „Es wird sich jetzt zwangsweise etwas verändern, und das finde ich richtig“, sagt er.
Abseits von Optimismus kristallisiert sich jedoch eine weitere deutliche Emotion in der Hansestadt heraus: Resignation. So antworten viele Befragte kurz angebunden, dass ihnen die aktuelle Entwicklung egal sei. Das Vertrauen sei dahin, die Geschehnisse würden nur noch ernüchtert beobachtet.
Resignieren will Studentin Kim dagegen nicht, sie spricht von gemischten Gefühlen. „Ich bin kein Fan von Christian Lindner und seinen jüngsten Forderungen“, sagt die Hamburgerin. Dass er entlassen wurde, sei für sie daher keine negative Nachricht.
Dennoch: „Ich bin verunsichert, insbesondere mögliche Neuwahlen bereiten mir Sorgen.“ Sie fürchte, dass die AfD dann gestärkt hervorgehen könnte. „Der Rechtsruck ist gruselig, der darf sich jetzt durch solche Streitigkeiten nicht verstärken.“
Auf die Frage, was der Ampel-Bruch in der Hamburgerin Ulla Kehler auslöst, antwortet auch sie deutlich: „Unzufriedenheit“. Bei potenziellen Neuwahlen sei sie sich nicht sicher, welcher Partei sie ihre Stimme geben solle. „Ich weiß einfach nicht, woran ich bin“, stellt die 78-Jährige klar.
Auch ihr Begleiter, Gerd Brummund, beobachtet die Arbeit der Regierung kritisch. „Es braucht kompetente Menschen an der Spitze, keine Selbstdarsteller, die sich überschätzen“, fordert der 69-Jährige. Mit seiner Kritik spiele er dabei auf keine spezifische Partei an, sondern auf den Gesamtauftritt der Politik.
Brummund, der in der DDR aufwuchs, stellt dennoch klar: „Die Vergangenheit lehrt uns: Die Dinge entwickeln sich schon irgendwie. Ich habe keine Angst vor der Zukunft.“