Juckreiz, Nässen, Blutungen: Mehr als die Hälfte der Erwachsenen hat irgendwann Probleme mit vergrößerten Hämorrhoiden. Was dagegen hilft.
Wer glaubt, dass vor allem die ältere Generation Probleme mit Hämorrhoiden hat, ist im Irrtum: Auch viele junge Erwachsene bleiben davon nicht verschont. Das Hämorrhoidalleiden, so nennen es Fachleute, kann sogar Kinder treffen. Dies ist allerdings selten der Fall.
Viele Betroffene scheuen sich, medizinische Hilfe zu suchen. Stattdessen versuchen sie, die lästigen Beschwerden auf eigene Faust loszuwerden. Bis zur ärztlichen Behandlung vergeht dann viel Zeit. In der Regel ist ein Hämorrhoidalleiden zwar nicht gefährlich und ernste Komplikationen treten selten auf. Ohne richtige Behandlung schreitet es jedoch meist voran. In ausgeprägten Fällen wird eine Operation nötig.
- Gut zu wissen: Sind Hämorrhoiden ansteckend?
Hämorrhoiden (auch: Hämorriden) hat jeder Mensch. Es handelt sich um ein natürliches Gefäßpolster, das sich in der Schleimhaut im letzten Teil des Enddarms (im Analkanal) befindet. Darin liegen knotenartige Schwellkörper, die über die Gefäße mit Blut versorgt werden und den Darm nach außen abdichten.
Am Rande des Analkanals befinden sich zwei Schließmuskel. Der äußere Schließmuskel wird willentlich gesteuert, um Stuhl auszuscheiden oder zurückzuhalten. Der innere Schließmuskel funktioniert hingegen vegetativ, das heißt, er lässt sich nicht willentlich beeinflussen. Er sorgt unter anderem dafür, dass während des Schlafs kein Stuhl entweicht.
Die Hämorrhoiden stellen eine Ergänzung zu den zwei Schließmuskeln dar. Sie spielen insbesondere bei der Feinkontinenz eine Rolle: Sie halten den Darmausgang auch dann verschlossen, wenn Druck auf ihm lastet – etwa, weil die Person hüpft, hustet oder niest.
Die Hämorrhoiden sorgen gemeinsam mit dem inneren und äußeren Schließmuskel dafür, dass der Darmausgang verschlossen bleibt. Ohne diese Mechanismen würde unkontrolliert Stuhl abgehen.
Beschwerden bereiten Hämorrhoiden erst, wenn sie krankhaft vergrößert sind. Der Fachbegriff lautet dann Hämorrhoidalleiden. Wer davon spricht, Hämorrhoiden zu haben, meint damit in aller Regel ein Hämorrhoidalleiden.
Ein Hämorrhoidalleiden entsteht, wenn das Blut in dem Gefäßpolster nicht mehr richtig abfließen kann, sodass es sich staut und die Hämorrhoiden größer werden.
Im weiteren Verlauf treten vergrößerte Hämorrhoiden beim Pressen während des Stuhlgangs aus dem Enddarm heraus und sind als Knoten sichtbar. Fachleute bezeichnen dies als Hämorrhoiden-Vorfall oder Hämorrhoidal-Prolaps. Schreitet das Hämorrhoidalleiden fort, kann es passieren, dass die Hämorrhoiden dauerhaft aus dem Darm herausragen.
Woran erkennen Betroffene ein Hämorrhoidalleiden? Häufige Symptome von vergrößerten Hämorrhoiden sind
- schmerzlose Blutungen bei der Stuhlentleerung; helles Blut kann auf dem Stuhl aufgelagert oder auf dem Toilettenpapier/im Toilettenbecken sichtbar sein
- Juckreiz und/oder Brennen am After
- Nässen und entzündlich-rote Haut in der Afterregion
- das Gefühl, den Darm nach dem Toilettengang nicht vollständig entleert zu haben
- ein Druck- oder Fremdkörpergefühl in der Analregion
- ungewollter Abgang von Schleim oder Stuhl (Stuhlschmieren); die Betroffenen bemerken Symptome wie etwa Stuhlspuren in der Unterwäsche
Schmerzen sind weniger typisch für vergrößerte Hämorrhoiden. Sie können jedoch auftreten, wenn das Hämorrhoidalleiden weit fortgeschritten ist – nämlich dann, wenn die Hämorrhoiden beim Austritt aus dem Enddarm eingeklemmt werden (sog. Inkarzeration). Betroffene haben dann starke Schmerzen.
Vergrößerte Hämorrhoiden im Anfangsstadium gehen nicht zwangsläufig mit Symptomen einher. Als erstes Anzeichen erkennen die Betroffenen häufig hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier oder dem Stuhl. Wenn Hämorrhoiden bluten, ist das ein Hinweis darauf, dass die erweiterten Gefäßwände der Hämorrhoiden durch zu harten Stuhlgang verletzt wurden. Juckreiz im Analbereich kann ebenfalls ein frühes Symptom eines Hämorrhoidalleidens sein.
Art und Intensität der Symptome sagen nicht zwangsläufig etwas darüber aus, wie fortgeschritten ein Hämorrhoidalleiden ist. Viele Betroffene haben starke Beschwerden, obwohl die Hämorrhoiden noch relativ klein sind. Andere bemerken erst in fortgeschrittenen Stadien Symptome.
Generell gilt: Anhaltende und/oder starke Probleme am After sollten Sie grundsätzlich ärztlich abklären lassen. Insbesondere bei Blutungen sollten Sie zeitnah einen Termin vereinbaren.
- Analbeschwerden: Wann zum Arzt?
- Hämorrhoiden: Welcher Arzt ist der richtige?
Fachleute unterscheiden bei einem Hämorrhoidalleiden zwischen vier verschiedenen Schweregraden. Bei Grad 1 handelt es sich um eine leichte Ausprägung, während Grad 4 die schwerste Ausprägung darstellt:
- Hämorrhoiden 1. Grades bleiben oft unbemerkt und sind von außen nicht sichtbar. Sie müssen nicht unbedingt behandelt werden.
- Hämorrhoiden 2. Grades treten beim Stuhlgang aus dem Enddarm hervor, ziehen sich anschließend von selbst wieder zurück.
- Hämorrhoiden 3. Grades treten beim Stuhlgang aus dem Enddarm hervor. Sie ziehen sich nicht mehr von allein zurück, jedoch können Betroffene sie mit dem Finger wieder in den Enddarm schieben.
- Hämorrhoiden 4. Grades liegen vor, wenn die Gefäßknoten permanent aus dem Enddarm herausragen. Sie lassen sich auch nicht mehr mit dem Finger zurückschieben.
Welche Ursachen haben vergrößerte Hämorrhoiden? Fest steht: Ein Hämorrhoidalleiden wird begünstigt, wenn der Analkanal, also der letzte Teil des Enddarms, einem hohem Druck ausgesetzt ist. Eine mögliche Ursache ist eine chronische Verstopfung. Harter Stuhlgang führt dazu, dass die Betroffenen auf der Toilette teils stark pressen, sodass die Hämorrhoiden auf Dauer größer werden können.