Eine neue Studie schlägt Alarm: Die Hälfte der europäischen Baumarten könnte sterben. Hoffnung gebe es dennoch.

Ein Drittel, schlimmstenfalls sogar die Hälfte der in Europa wachsenden Baumarten könnte sterben. Die Pflanzen könnten unter künftigen Klimabedingungen nicht überleben und wachsen, teilt das Science Media Center Germany in einer Pressemitteilung mit. Die Wissenschaftler berufen sich auf eine Modellierungsstudie, die am Montag im Fachjournal „Natur Ecology & Evolution“ erschienen ist.

Demnach zeige die Studie, dass die Wiederaufforstung mit geeigneten Baumarten enorm schwierig werde. Grund seien „massive Veränderungen“ durch die Klimakrise, wie etwa langanhaltende Trockenphasen, Hitze, häufigere Waldbrände, intensivere Herbststürme, Schäden durch Borkenkäfer und Ähnliches. Diese Veränderungen führen zu einem großflächigen Absterben der Bäume, heißt es in der Studie. „Die Erwärmung wird also drastisch sein“, sagt Prof. Dr. Christoph Leuschner von der Georg-August-Universität Göttingen. Er forscht an der dortigen Abteilung für Pflanzenökologie und Ökosystemforschung.

Baumarten, die Klimabedingungen tolerieren

Das gelte vor allem für „wärmere Tieflagen“. „In den kühleren Berglagen ist das günstiger“, erklärt Leuschner. In einigen Regionen Europas seien bereits jetzt nur wenige Arten verfügbar, sodass eine weitere Reduzierung kritisch sei. Anderswo gebe es durchaus eine größere Auswahl. Gerade in den „wärmeren Tieflagen“ seien deshalb Mischwälder so wichtig.

„Wie bei allen Modellstudien darf man die in den Karten und Grafiken gezeigten Ergebnisse der Szenarien nicht überbewerten“, schränkt er gleichzeitig ein. Doch trotz der Veränderungen sei nicht alles verloren. Ausfälle könnten kompensiert werden. Dafür brauche es in betroffenen Wäldern zukünftig Baumarten, „die sowohl heutige als auch künftige Klimabedingungen tolerieren“. Die Forscher empfehlen deswegen Mischwälder. Diese seien besonders widerstandsfähig. Ob Mischwälder aber überhaupt weiter möglich sein werden, hänge von der weiteren Entwicklung des Klimawandels ab.

„Daher sollte man besser auf mehr als zwei Arten pro Bestand setzen. Das muss dann auch heute wirtschaftlich wenig attraktive Baumarten wie Spitzahorn, Hainbuche, Winterlinde und Elsbeere einschließen, die deutlich trockenstresstoleranter als die Hauptbaumarten sind“, sagt Leuschner. Derzeit nutze die Holzindustrie nur Nadelholz. Zukünftig müsse auch Laubholz berücksichtigt werden. Denn dieses sei weniger empfindlich.

Drei Zukunftszenarien durchgespielt

Verwundert zeigt sich Prof. Dr. Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde: „Es ist schon erstaunlich, dass viele immer noch davon ausgehen, den Wald in seiner jetzigen Form und Zusammenstellung bei sich gleichzeitig rasch und dramatisch veränderten klimatischen Bedingungen erhalten zu können oder zu wollen.“

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Quelle: t-online

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie die wissenschaftliche Grundlage legt, die es der Forstwirtschaft, aber auch politischen Entscheidungsträgern ermöglicht, noch besser die nötigen Maßnahmen für eine zukunftssichere Baumartenwahl zu treffen“, sagt Prof. Dr. Arthur Gessler. Er ist Leiter des Forschungsprogramms Walddynamik, Waldwachstum und Klima an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in Birmensdorf in der Schweiz.

Bei der Studie haben Forschende der Universität Wien und der Technischen Universität München die derzeitige Verbreitung der 69 häufigsten Baumarten an fast 240.000 Standorten in Europa untersucht. Dabei wurden drei zukünftige Szenarien nach definierten Kriterien durchgespielt. Mitunter wurde schließlich festgestellt, ob Bäume für Wiederaufforstungen geeignet sind oder nicht. Das Ergebnis: Zwischen 33 und 49 Prozent der Bäume würden es nicht schaffen und entsprechend sterben.

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