Viele Prominente beißen in eine Zitrone. Sie wollen damit mehr Aufmerksamkeit auf eine weit verbreitete, aber wenig erforschte Krankheit lenken.
In den sozialen Netzwerken wie Instagram und TikTok erregt ein besonderer Wettbewerb derzeit Aufsehen: Menschen beißen in eine Zitrone und filmen ihre Reaktion. Doch hinter den sauren Gesichtern steckt eine ernste Botschaft.
Die Challenge, die sich im Internet unter dem Hashtag #LemonChallengeMECFS verbreitet, will das Bewusstsein für die Erkrankung ME/CFS stärken. Diese schwerwiegende neurologische Krankheit, bekannt als Myalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome, betrifft weltweit rund 40 Millionen Menschen. Allein in Deutschland sind es mehr als 620.000 Betroffene.
Das Brisante: Durch die Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Patienten mehr als verdoppelt. Denn ME/CFS ist eine mögliche Verlaufsform von Long Covid, den Langzeitfolgen einer Corona-Infektion.
Nachdem schon viele Prominente und Politiker wie Robert Habeck, Heidi Reichinnek, Ricarda Lang und Johannes Rauch (Gesundheitsminister Österreich) zugunsten von mehr Aufmerksamkeit und mehr Forschung zu ME/CFS in die Zitrone gebissen haben, ist das Thema auch in den Fußballstadien präsent. Kürzlich haben sich die Spieler von Werder Bremen gemeinsam mit ihren Fans an der Lemon Challenge beteiligt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Wie die Initiatoren der Challenge auf ihrer Webseite erklären, stehe der Biss in eine Zitrone sinnbildlich für die Lemon Challenge – doch ME/CFS sei weit mehr als nur ein kurzer saurer Moment. Die Krankheit bringe extreme Erschöpfung mit sich. Für viele Patienten gehörten starke körperliche Einschränkungen zum Alltag, und es sei häufig undenkbar, zur Arbeit oder zur Schule zu gehen.
ME/CFS ist eine Multisystemerkrankung, die vor allem nach Infektionen wie mit dem Corona-, Grippe- oder Epstein-Barr-Virus auftritt. Theoretisch kann die Krankheit also jeden treffen. Die Patienten leiden unter extremer Erschöpfung, Kreislaufproblemen, Konzentrationsstörungen und Schmerzen. Das Hauptsymptom ist die sogenannte Post-Exertionelle Malaise (PEM) – eine massive Verschlechterung der Symptome nach kleinsten Belastungen.
Trotz der Schwere der Krankheit gibt es bisher weder eine Heilung noch eine wirksame Therapie. Besonders problematisch: Viele Ärzte sind mit ME/CFS nicht vertraut, sodass die Diagnose oft Jahre dauert. In dieser Zeit verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Betroffenen zunehmend.