Düstere Vergangenheit

Kölner Straße wird umbenannt – Anwohner dagegen


18.11.2024 – 05:00 UhrLesedauer: 2 Min.

Zeichnung des deutschen Afrikaforschers und Reichskommissars Gustav Nachtigal (1834-1885). (Quelle: imageBROKER/Heinz-Dieter Falkens/imago)

Obwohl die meisten Anwohner dagegen sind, soll eine Kölner Straße einen neuen Namen bekommen. Wieso der bisherige Straßenname für einige als problematisch gilt.

An der beschlossenen Umbenennung der Gustav-Nachtigal-Straße in Nippes gibt es Kritik aus der Opposition in dem Kölner Bezirk: Laut eines Berichts der „Bild“-Zeitung steht besonders das Abstimmungsverfahren in der Kritik.

Bei einer Online-Befragung stimmten zwar 85 Prozent der 620 Teilnehmer für die Umbenennung – allerdings wohnen die meisten gar nicht in der betroffenen Straße. Eine separate Anwohnerbefragung ergab laut „Bild“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein völlig anderes Bild: 20 von 27 Bewohnern lehnten die Umbenennung ab.

Die grüne Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert verteidigte die Entscheidung mit der „breiten Mehrheit in der Bezirksvertretung“. CDU-Fraktionschef Christoph Schmitz kritisiert in der „Bild“ dagegen die Missachtung des Anwohner-Votums.

Grundlage der Umbenennung ist ein Gutachten der Afrikanistin Marianne Bechhaus-Gerst, das den Kolonialbeamten Gustav Nachtigal als „schwer belastet/nicht haltbar“ einstuft. Die Straße soll nun wie ähnliche Straßen in Mannheim und Berlin einen neuen Namen erhalten. Welchen genau, das ist noch offen.

Seine erste Reise nach Afrika unternahm Nachtigal, geboren in Eichstedt (Sachsen-Anhalt), 1869 im Auftrag Königs Wilhelm I. von Preußen: Er durchquerte die Sahara und den Sudan und verfasste dabei ausführliche Reiseberichte, in denen er leidenschaftlich für die Abschaffung des Sklavenhandels appellierte.

Später wurde er von Reichskanzler Otto von Bismarck zum Reichskommissar für „Deutsch-Westafrika“ ernannt, das Kolonien auf den heutigen Gebieten von unter anderem Kamerun, Nigeria, Ghana und Togo umfasst. Während seiner Tätigkeit als Reichskommissar drängte Nachtigal, teils mit Gewaltandrohung, die lokalen Herrscher zur Unterwerfung unter die „deutsche Schutzherrschaft.“ Er beglaubigte dem Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz auch seine „Landerwerbungen“, die diesem durch einen Betrug an den lokalen Herrscher gelungen war.

Gegen sein Vorgehen in den beanspruchten Gebieten kam es auch zu Aufständen, die von den deutschen Truppen niedergeschlagen wurden. Die Straße wurde nach Nachtigall ursprünglich 1935 benannt, die Historikerin Bechhaus-Gerst sieht in der damaligen Benennung der Nippeser Straße nach Nachtigal einen „Zusammenhang von Kolonialrevisionismus und Nationalsozialismus.“

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