Markus Lanz spannte den Bogen von Donald Trumps Tiraden bis zur Regierungsbilanz der Grünen – deren neuer Co-Chef Felix Banaszak schlug sich achtbar.
Mit seiner jüngsten Pressekonferenz in Florida hat der künftige US-Präsident Donald Trump weltweit für Aufruhr gesorgt. Darin kündigte der Republikaner unter anderem an, die USA wollten Kontrolle über den Panama-Kanal und Grönland erlangen sowie Kanada mit wirtschaftlichen Zwängen unter Druck setzen, um es eventuell sogar mit den USA zu vereinigen. Und er forderte von den Nato-Mitgliedstaaten, ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen.
Um eine Einordnung dieser Tiraden bat Markus Lanz zu Beginn den aus Florida zugeschalteten USA-Korrespondenten des ZDF, Elmar Theveßen. Trump sei Geschäftsmann und formuliere daher erst mal Maximalforderungen, um dann zu einem Deal zu kommen, analysierte der Journalist. Außerdem sei es Teil seiner Strategie, „Erregung zu befeuern“ und „das System so richtig schön in Aufregung zu versetzen“. Dass die an Wladimir Putin erinnernden imperialistischen Drohungen Trumps nicht ernst zu nehmen seien, wollte Theveßen damit allerdings nicht sagen. Vielmehr müssten die Europäer die Äußerungen „mit Sorge betrachten“.
- Felix Banaszak (Bündnis 90/Die Grünen), Parteivorsitzender
- Veronika Grimm, Ökonomin
- Wolfram Weimer, Publizist
- Johannes Hano, ZDF-Studioleiter in Singapur
- Elmar Theveßen, ZDF-Studioleiter in Washington, zugeschaltet aus Florida
Das sah auch die Runde im Hamburger Studio so. „Mit Völkerrecht braucht man Donald Trump nicht zu kommen, das ist ihm völlig egal“, befand Singapur-Korrespondent Johannes Hano und folgerte: „Die alte Weltordnung ist passé.“
Von einer „historischen Zäsur“ sprach der Publizist Wolfram Weimer. Er forderte, Europa müsse angesichts des Machtwechsels in Washington „weltpolitikfähig“ werden. Man müsse sich „neu aufstellen“, zumal Europa von diversen Rohstoffen abhängig sei, ergänzte die Ökonomin Veronika Grimm.
Der Dreiklang „Billiges Gas aus Russland, Exporte nach China und für Sicherheit sorgen die USA“ funktioniere nicht mehr, pflichtete der neue Grünen Co-Chef Felix Banaszak bei. Bei der Frage, welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen seien, gingen die Meinungen dann allerdings auseinander.
Die Wirtschaftsweise Grimm sprach sich gegen Subventionspolitik und für eine Senkung der Unternehmenssteuern aus, um „wieder attraktiv zu werden für Investoren“. Sie forderte Deregulierung und ein Nachdenken über eine Rückkehr zur Kernenergie. Auch auf ein Thema wie das von Markus Lanz angesprochene Fracking müsse man „anders schauen“.
Dem widersprach Banaszak: „Unser Ziel ist ja nicht, neue fossile Abhängigkeiten zu schaffen“, so der Grüne. Vielmehr gelte es, die erneuerbaren Energien auszubauen. Auf Lanz’ erste Nachfrage, wie er zu Fracking in Niedersachsen stünde, versuchte er es noch mit einer ausweichenden Antwort: Er glaube, das sei „schlicht nicht notwendig“. Außerdem reklamierte er für seine Partei, in der durch den Ukrainekrieg verursachten Energiekrise „Pragmatismus gezeigt“ und in Rekordgeschwindigkeit LNG-Terminals errichtet zu haben.
Als der Moderator dennoch dranblieb, ging Banaszak seinerseits in die Offensive: Lanz wolle wohl „die Überschrift: ‚Grünen-Vorsitzender offen für Fracking‘. Aber die liefere ich Ihnen nicht.“ Dass die Grünen gleichwohl in der Lage seien, notfalls „ideologischen Ballast über Bord zu werfen“, zeige sich doch allein schon bei der Ukraine-Waffenhilfe, argumentierte der Politiker. Schließlich wurzele seine Partei in der Friedensbewegung. Solcherart abgeblitzt, wollte Lanz „kurz raus aus dem roten Faden“ und konfrontierte den jungen Parteichef mit der viel kritisierten und letztlich von der Polizei beendeten Projektion des Grünen-Spitzenkandidaten Robert Habeck auf das Münchner Siegestor.
Aber auch bei diesem Punkt – nach Ansicht Wolfram Weimers „illegal“, „ein Affront“ und „geschmacklos“ – blieb Banaszak gelassen: „War ’ne blöde Idee“, räumte er ein, „der Ort war jetzt nicht der passende.“ Hätte man ein bisschen länger über diese Aktion einer Agentur nachgedacht, wäre das sicher aufgefallen. Im Übrigen sei Habeck an der Entscheidung gar nicht beteiligt gewesen. Dass der Wirtschaftsminister, wie von Lanz und Wolfram Weimer suggeriert, wegen der schlechten Bilanz der zerbrochenen Ampelkoalition als Wahlkampf-Zugpferd ohnehin ungeeignet sei, wollte er ebenfalls nicht gelten lassen: „In der Debatte zur Vertrauensfrage war Robert Habeck der Einzige, der Selbstkritik formuliert hat“, verteidigte er den Vizekanzler.
Der frühere „Focus“- und „Cicero“-Chefredakteur Weimer kam dann noch auf Habecks Strafanzeige gegen eine Beleidigung als „Schwachkopf“ zu sprechen und warf dem Grünen besondere Empfindlichkeit vor.
Es gehe nicht um Kritik, sondern um eine „Verrohung der Kultur“, die nicht zu akzeptieren sei, hielt Banaszak dagegen. Aber da war die Luft schon ein bisschen raus aus der Sendung, deren letzte zehn Minuten Lanz ohnehin für Cross-Promotion reserviert hatte: Johannes Hano durfte seine zweiteilige Südsee-Reportage „Schatzinseln im Pazifik“ bewerben.