Medienbericht
Waggons nur für Frauen? Was hinter der Grünen-Forderung steckt
13.11.2024 – 10:04 UhrLesedauer: 2 Min.
Immer mehr Frauen in Berlin fühlen sich im Nahverkehr unsicher. Die Grünen fordern jetzt spezielle Waggons nur für Frauen zur Erhöhung der Sicherheit.
Immer mehr Frauen in Berlin fühlen sich abends im öffentlichen Nahverkehr unsicher – ein Zustand, den die Berliner Grünen nun verändern wollen. Nach einem besonders drastischen Vorfall im Februar, bei dem eine Frau in der letzten U-Bahn auf der Linie U3 vergewaltigt wurde, fordert die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Antje Kapek, jetzt spezielle Waggons nur für Frauen. Ein Konzept, das in Tokio bereits Realität ist, wie die „B.Z.“ berichtet.
Die Zahlen sind alarmierend: In den letzten zehn Jahren hat die Zahl der Sexualdelikte laut dem Bericht im Berliner Nahverkehr um 260 Prozent zugenommen. Allein im Jahr 2023 wurden demnach 391 Fälle registriert. Kapek und ihre Partei sehen hierin einen dringenden Handlungsbedarf, besonders für Frauen, die durch diese Art der Gewalt besonders gefährdet seien, heißt es.
Ursprünglich dachten die Grünen darüber nach, sichere Bereiche für Menschen mit erhöhtem Sicherheitsrisiko, insbesondere für die FLINTA-Gruppen (Frauen, Lesben, Inter, Nicht-Binär, Trans, Agender), zu schaffen. Nun soll sich der Vorschlag anscheinend auf Frauen konzentrieren – ein Thema, das auch innerparteilich kontrovers diskutiert wurde. „Frauen sind häufiger von Gewalt betroffen und brauchen daher besonderen Schutz“, sagte Kapek der „B.Z.“. Tatsächlich waren den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 89 Prozent der Opfer von Sexualdelikten im Nahverkehr weiblich, während 90 Prozent der Tatverdächtigen Männer waren.
Kapek schlägt in dem Bericht vor, Zonen mit Notrufsäulen und Videoüberwachung auf den Bahnsteigen einzurichten und außerhalb der Stoßzeiten spezielle Waggons für Frauen zu reservieren – entweder direkt hinter dem Fahrer oder am Zugende, sofern ein zweiter Fahrer mitfährt. Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Sicherheit, sondern auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Nutzerinnen erhöhen.
Vonseiten der BVG zeigt man sich skeptisch. „In den Bussen und Bahnen sind alle Menschen willkommen“, so BVG-Kommunikationsleiterin Maja Weihgold gegenüber der Zeitung. Man arbeite daran, dass sich alle Fahrgäste jederzeit sicher fühlen könnten. Die BVG verweist auf bestehende Sicherheitsmaßnahmen wie Notruf- und Infosäulen auf jedem Bahnhof, die direkten Kontakt zur Sicherheitszentrale und zur Polizei ermöglichen. Außerdem seien alle Fahrzeuge mit Alarmknöpfen ausgestattet, die Fahrgäste unmittelbar mit dem Fahrer verbinden.
Das Vorbild für den Vorschlag kommt aus Tokio, wo Frauen-Waggons bereits etabliert sind. Dort sind sie morgens und abends zu bestimmten Zeiten ausschließlich für Frauen reserviert. Eine ähnliche Regelung könnte nun auch in Berlin diskutiert werden, um den öffentlichen Nahverkehr für Frauen sicherer zu machen.