Der geplante Fusionsreaktor Iter verschlang bereits 20 Milliarden Euro. Interne Dokumente zeigen nun: Die Fertigstellung verzögert sich und die Kosten steigen weiter.

Der Forschungsreaktor Iter könnte den Grundstein für Stromerzeugung aus Fusionsenergie legen – und damit einen Traum der Menschheit wahr machen: eine nahezu unerschöpfliche Energiequelle ohne das Risiko gefährlicher Katastrophen.

Doch noch funktionieren Fusionsreaktoren nur in der Theorie, und Iter, die vielversprechendste Anlage für Forschung und Tests im großen Maßstab, ist längst noch nicht fertig gebaut. Eigentlich sollte im Forschungsreaktor in der Nähe von Aix-en-Provence bereits 2025 das erste Plasma gezündet werden.

Dokumente zeigen, dass beim Bau weder der Zeitplan noch das Budget gehalten werden können. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin „Scientific American“.

Ursprünglich waren Kosten von knapp fünf Milliarden Euro veranschlagt

Schon heute ist Iter ein internationales Forschungsprojekt gigantischen Ausmaßes: Die ursprünglich avisierten Kosten von fünf Milliarden Euro wurden längst auf 20 Milliarden nach oben korrigiert und die Zündung des ersten Plasmas von ursprünglich 2016 auf 2025 verschoben.

Beteiligt sind neben der EU außerdem die USA, China, Südkorea, Japan, Russland und Indien. Zuletzt lag der Kostenanteil der EU schon bei über sieben Milliarden Euro.

„Scientific American“ konnte nun unter Berufung auf das amerikanische Informationsfreiheitsgesetz Dokumente einsehen, die ein düsteres Bild hinsichtlich des Baufortschritts zeigen. Bereits vor einem Jahr ging man demnach intern von einer weiteren Verzögerung von drei zusätzlichen Jahren aus.

Seit dieser Zeit habe sich die Lage nur noch verschlechtert: Niemand innerhalb der Iter-Organisation sei in der Lage, auch nur eine Schätzung über die weitere Verzögerung, geschweige denn über die zusätzlichen Kosten abzugeben, schreibt das Magazin. Allerdings dürften sich die zusätzlichen Kosten wohl auf mehrere Milliarden Euro belaufen, schätzt „Scientific American“.

Eigentlich hätte die Anlage ohnehin erst 2035 ihren Betrieb aufnehmen sollen. Dass dieser Termin nicht zu halten sein wird, räumte das EU-Parlament bereits im vergangenen Jahr ein. Angesichts der weiteren Verzögerungen wird auch dieser Termin auf unbestimmte Zeit in die Zukunft rücken.

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