Im FA Cup kam es am Wochenende zu einer skurrilen Situation. Die Gastmannschaft erzielte ein Tor, das nicht gegeben wurde – obwohl der Ball klar die Linie überschritten hatte.
Ein nicht gegebenes Tor führte am Samstagnachmittag in der walisischen Stadt Newport zu einer Menge Verwirrung bei allen Beteiligten. Im FA Cup, dem prestigeträchtigsten Pokalwettbewerb des britischen Fußballs, trafen Viertligist AFC Newport County und Drittligist Peterborough United aufeinander. Der Außenseiter ging früh durch einen Doppelschlag mit 2:0 in Führung, ehe die Gäste nach etwas weniger als einer halben Stunde verkürzten.
Dann passierte es: Ein Eckball von Peterborough-Profi Jack Sparkes segelte in den Strafraum von Newport. Ein Spieler der Heimelf ging per Flugkopfball, erreichte die Kugel offenbar aber nicht mehr wirklich. Sie landete direkt neben dem Pfosten im Netz von Newport.
Der Ausgleich? Sparks zumindest hob nach kurzem Zögern die Arme zum Feiern. Seine Teamkollegen kamen zu ihm gerannt und gratulierten ihm zum Treffer. Doch der Jubel der Peterborough-Spieler währte nicht lange. Denn: Der Schiedsrichter wollte den Treffer nicht geben.
Referee Stephen Martin hatte den Ball wohl nicht auf regulärem Wege ins Tor gehen sehen, sondern durch das Außennetz – eine Ansicht, die sein Linienrichter offenbar teilte. Beide berieten sich kurz am Spielfeldrand. Dann erklärte Martin den verwirrten Peterborough-Profis die Lage. Diese verstanden die Welt nicht mehr, diskutierten mit dem Schiedsrichter. Doch es half nichts. Der Ausgleich zählte nicht.
Auf der Social-Media-Plattform X kursierten in der Folge Videoaufnahmen von der entsprechenden Szene, die offenbar von den Plätzen schräg hinter dem Tor aufgenommen wurden. Dort klar zu erkennen: Der Ball landet tatsächlich regulär im Gehäuse, geht innen am Pfosten vorbei ins Netz.
Peterborough-Trainer Darren Ferguson, Sohn von Manchester-United-Legende Sir Alex Ferguson, sagte im Anschluss an die Partie wohl auch deshalb: „Es ist ein Tor. Das Videomaterial hat das genau gezeigt.“ Der 52-Jährige nannte den Treffer dabei auch „das unsichtbare Tor“. Ferguson zudem zu der Situation: „Ich glaube, mir ging es genauso wie allen anderen im Stadion, denn es war ein bisschen unwirklich, und alle haben innegehalten, als hätte jemand die Pausentaste gedrückt. Dann haben wir angefangen zu feiern.“
Dem Schiedsrichter wollte er im Anschluss aber keinen Vorwurf machen. Dieser habe nicht gewusst, „was er tun sollte, und der Linienrichter hat ihm nicht geholfen, und er hat einen menschlichen Fehler gemacht.“ Der Ex-Profi gab jedoch auch zu: „Hätten wir 2:1 verloren, wäre viel mehr darüber geredet worden, aber ich hätte es nicht als Ausrede benutzt, warum wir das Spiel verloren haben.“
Letzten Endes musste Ferguson das auch gar nicht. Peterborough drehte das Spiel in der zweiten Hälfte durch drei Tore auf 4:2. Damit steht der Klub in der zweiten Runde des FA Cups.
Das nicht gegebene Tor von Peterborough erinnert derweil an zwei Fälle aus der Bundesliga – nur umgekehrt. Denn: Sowohl Thomas Helmer als auch Stefan Kießling schossen einst jeweils einen Treffer, der eigentlich keiner war.
Helmer stocherte 1994 für den FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg einen Ball am Pfosten vorbei. Linienrichter Jörg Jablonski wähnte das Spielgerät jedoch im Netz, zeigte dem Schiedsrichter fälschlicherweise ein Tor an. Die Bayern siegten letzten Endes mit 2:1. Das Spiel musste nach Protesten der Nürnberger aber wiederholt werden. Dieses Mal gewannen die Münchner gar mit 5:0.
Stefan Kießling brachte den Ball 2013 für Leverkusen zwar im Tor der TSG Hoffenheim unter. Der Treffer hätte aber nicht zählen dürfen. Der Grund: Der Stürmer hatte den Ball ans Außennetz geköpft. Da sich dort aber ein Loch befand, ging die Kugel dennoch in das Tor der Heimelf. Schiedsrichter Dr. Felix Brych gab den Treffer – und Leverkusen siegte mit 2:1. Die Hoffenheimer Proteste im Nachgang wurden abgewiesen.