Seit 2022 war Ricarda Lang Grünen-Bundesvorsitzende, nun tritt sie zurück. In der Vergangenheit sprach die Politikerin über eine wichtige Stütze in schwierigen Zeiten.

Ricarda Lang wurde im Februar 2022 Bundesvorsitzende der Grünen. Zweieinhalb Jahre später, nach den Wahlniederlagen der Partei im Osten, treten sie sowie der gesamte Bundesvorstand der Grünen nun zurück. „Es braucht neue Gesichter“, sagte Lang zur Begründung in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. „Jetzt ist nicht die Zeit, um am eigenen Stuhl zu kleben.“ Die Neuwahl der Parteispitze soll auf dem Bundesparteitag im November in Wiesbaden stattfinden.

Die 30-jährige Ricarda Lang ist Angriffe gewohnt. Seit Jahren wird sie nicht bloß wegen ihrer Ansichten von politischen Gegnern attackiert, auch ihr Körper ist oft ungefragt ein Thema. Vor allem in ihrer Rolle als Grünen-Chefin geriet sie mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit – und damit auch in die Schusslinie.

Auf die Frage, ob ihr in ihrem Amt als Grünen-Bundesvorsitzende mehr Respekt und weniger Hass entgegengebracht werde, antwortete Ricarda Lang 2022 in einem Interview mit dem Magazin „Bunte“: „Diejenigen, die mich wegen meiner Ansichten oder meiner Figur attackieren, tun das weiterhin. Das meiste kommt da aus dem extrem rechten Spektrum. Aber mal ehrlich: Wenn wir Grünen die natürliche Zielscheibe für rechten Hass im Internet sind, haben wir offensichtlich einiges richtig gemacht.“



Es zeugt von Größe, einen Fehler zu bekennen.


Ricarda Lang


Ausgerechnet rechtspopulistische Parteien wie die AfD waren es zuletzt, die in den Bundesländern Thüringen, Sachsen und Brandenburg mit ihren Wahlergebnissen auch zum Bedeutungsverlust der Grünen beigetragen hatten. Mehr dazu lesen Sie hier. Bei der Rücktrittpressekonferenz erwähnte Lang die AfD allerdings mit keiner Silbe. Schon 2022 sagte sie, dass sie ohnehin sehr viel interessierter an ehrlichem Feedback und Fragen von Bürgerinnen und Bürgern sei. Zudem betonte sie: „Es landet ja auch Lob im Postfach.“

Über eine Beleidigung gegen Ricarda Lang wurde Anfang 2022 besonders diskutiert. Die PR-Expertin Alexandra von Rehlingen hatte die Politikerin in einem inzwischen gelöschten Instagram-Post als „grüne Tonne“ bezeichnet. Kurz darauf sei man aber wieder miteinander im Reinen gewesen, sagte Lang damals: „Sie hat mich angerufen und es bedauert. Es zeugt von Größe, einen Fehler zu bekennen.“ Ein Satz, der nun auch zur eigenen Entscheidung, zurückzutreten, passt.

Und noch eine andere Parallele zum politischen Beben der Gegenwart lässt sich ziehen: Denn wie Lang damals erklärte, könne sie immer auf eine besondere Person bauen. Ihr Partner, Florian Wilsch, sei „eine große Stütze für mich und gibt mir auch in schwierigen Zeiten Kraft“.

So schwierig die Lage für Lang und den Bundesvorstand aktuell politisch ist, so harmonisch scheint es bei ihr privat zu laufen. Am 17. August 2024 besiegelte sie ihre Liebe zu Florian Wilsch in Berlin mit einer Hochzeit. Einen Tag darauf zeigte Lang sich auf einem Instagram-Bild im Brautkleid.

Auf dem Foto steht sie neben ihrem Mann, der Mathematiker in einem purpurroten Anzug, die Politikerin in einem weißen, fließenden Kleid mit ellbogenlangen Ärmeln. „Verheiratet“, schrieb sie schlicht zu dem Foto und fügte Herz-Emoji hinzu.

Lang sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, dass sie sich vorstellen könne, eine Familie zu gründen. „Und der Gedanke ist tatsächlich auch eine Triebfeder für mich. Eines Tages vielleicht selbst Kinder zu haben, geht für mich mit der Verantwortung einher, zu sagen: Ich will zu einer Welt beitragen, in der meine Kinder gut aufwachsen können“, erklärte sie im vergangenen Mai. Ob Ricarda Lang nun nach ihrem Rücktritt mehr Zeit für Privates bleibt oder sie sich neuen Aufgaben widmet, ist noch unbekannt.

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