Eine bislang seltene, aber heimtückische Grippevariante wird inzwischen weltweit nachgewiesen. Mediziner zeigen sich besorgt.
Eine „doppelt mutierte“ Grippevariante taucht in immer mehr Ländern auf. Nun melden auch die USA zwei Fälle. Was den Experten besondere Sorgen macht: Die Mutationen an diesem Grippevirus befinden sich an den Stellen, an denen eine an medikamentöse Behandlung ansetzen soll. Damit könnten gängige antivirale Mittel wie etwa das weit verbreitete Tamiflu weniger wirksam sein. Die Wirkung des Medikamentes könnte um das 13-fache reduziert sein, heißt es.
Bereits im März hatten Wissenschaftler aus Hongkong über die neuen Grippemutanten berichtet. Medizinisch tragen sie die Namen 1223V und S247N. Mittlerweile wurden sie in 15 Ländern auf fünf Kontinenten nachgewiesen, besonders häufig in Europa. Hier wurde die Varianten bislang in Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, Schweden und Großbritannien entdeckt.
„Allerdings spiegeln diese Daten möglicherweise nicht unbedingt den tatsächlichen Anteil der im Umlauf befindlichen Varianten wider, da die einzelnen Länder unterschiedliche Überwachungs- und Sequenzierungsstrategien verfolgen“, erklären die Autoren der Studie.
Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC warnt nun davor, dass diese Mutanten eine aktive Bedrohung in den USA darstellen könnten. Bislang sind sie jedoch sehr selten. In den zwischen Mai 2023 und Februar 2024 gesammelten Proben kamen sie nur in etwa ein Prozent der Fälle vor.
Im US-Nachrichtensender CNN erklärte der Virologe Dr. Andy Pekosz von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health: „Es ist nicht so, dass die Mutation irgendwo aufgetreten ist und sich dann plötzlich dieses spezielle Virus in einer großen Welle verbreitet und alles andere verdrängt hat.“ Stattdessen scheinen sich dieselben Mutationen an mehreren Orten unabhängig voneinander zu entwickeln.
Die CDC weist darauf hin, dass andere antivirale Medikamente – wie Xofluza (Wirkstoff Baloxavir-Marboxil) – immer noch wirksam seien. Auch sollen die Grippeimpfungen weiterhin vor einer Infektion mit den mutierten Viren schützen.