Die Betroffenheit in Mittelsachsen ist groß: Die tagelang vermisste Valeriia ist tot. Nun wendet sich der Oberbürgermeister von Döbeln mit einem Aufruf an die Bürger.
„Döbeln ist erschüttert“, sagte Sven Liebhauser, Oberbürgermeister der Stadt in Mittelsachsen, am Mittwoch in einem auf Facebook veröffentlichten Video. Nachdem klar wurde, dass die tagelang vermisste Valeriia offenbar Opfer eines Verbrechens geworden ist, hat die Stadt das für das Wochenende geplante Stadtfest abgesagt.
„Döbeln ist nicht zum Feiern zumute, Döbeln trauert“, so der CDU-Politiker. Weil viele Bürger ihnen gebeten hätten, das Stadtfest nach dem Tod des Mädchens abzusagen, habe der Ältestenrat der Stadt, dies nun beschlossen, so Liebhauser.
Stattdessen soll es einen Gedenkgottesdienst am Sonntag um 10 Uhr geben. Die Bevölkerung ist zudem aufgerufen, am Freitagabend um 18 Uhr gemeinsam mit Kerzen auf dem Obermarkt des Mädchens zu gedenken. Auch ein Spendenkonto zur Unterstützung der Familie wurde eingerichtet.
Die Leiche des Mädchens war am Dienstagnachmittag im dichten Unterholz eines Waldes südlich der Stadt gefunden worden. Es handelt sich den Angaben der Ermittlre nach um einen Wald zwischen Hermsdorf und Mahlitzsch – rund vier Kilometer zu Fuß vom Wohnort des Mädchens entfernt.
Die Neunjährige war am 3. Juni verschwunden und seitdem vermisst worden. Die Ermittler gehen von einem Verbrechen aus, machen aber keine näheren Angaben zur Todesursache. Hinweise auf ein Sexualdelikt gebe es nicht. Der Täter wird im Umfeld der Familie vermutet, die laut der „Bild“-Zeitung mittlerweile unter Polizeischutz stehen soll.
Es werde alles unternommen, um dieses Verbrechen aufzuklären und den oder die Täter zu finden, hatte Polizeipräsident Carsten Kaempf erklärt. „Darauf liegt unser absoluter Fokus.“ Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Fundort der Leiche auch der Tatort ist.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) drückte sein Mitgefühl aus. „Es sind fürchterliche Nachrichten, die uns heute erreichen. Ich bin bestürzt und erschüttert über den Tod der kleinen Valeriia aus Döbeln“, schrieb Kretschmer bei X. „Wir alle sind in Gedanken bei der Familie und ihren Freunden. Mein Dank gilt allen Einsatzkräften, die an der groß angelegten Suchaktion in den vergangenen Tagen beteiligt waren.“
Auch an Valeriias Schule ringen Lehrer und Schüler mit der Nachricht, dass ein Kind aus ihren Reihen gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde. Dazu seien seit am Mittag wieder mehrere Schulpsychologen für einen Kriseneinsatz vor Ort gewesen, so ein Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung. Die Behörde geht auch einem Fehlverhalten der Schule nach, weil das Fehlen des Mädchens im Unterricht nicht der Mutter gemeldet worden war.
In Deutschland werden jedes Jahr Tausende Kinder im Alter von bis zu 13 Jahren als vermisst gemeldet. Die meisten können wieder ausfindig gemacht werden. Laut Bundeskriminalamt lag die Aufklärungsquote in den vergangenen sechs Jahren bei 99,8 Prozent.