Eine Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls wegen Sexualverbrechen wurde aufgehoben. Nun melden sich einige der prominenten Klägerinnen zu Wort.

Völlig überraschend hat ein Gericht in New York die historische Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen aus dem Jahr 2020 aufgehoben. Die Juristen am Berufungsgericht der US-Ostküstenmetropole widerriefen damit am Donnerstag einen der aufsehenerregendsten Rechtssprüche der vergangenen Jahre. Der Grund sei ein Verfahrensfehler, mehr dazu können Sie hier lesen.

Weinstein war damals zu 23 Jahren Haft wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verurteilt worden. In einem zweiten Strafprozess in Los Angeles, in dem es ebenfalls um Sexualverbrechen ging, kamen im Jahr 2023 weitere 16 Jahre Gefängnis dazu. Er bleibt weiterhin in Haft.

Der erste Weinstein-Prozess markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte – auch deshalb, weil die ehemalige Filmgröße vor allem auf Basis der Aussagen von Zeuginnen für schuldig befunden wurde. Der Fall hatte damals die MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Mehr als 80 Frauen werfen Weinstein sexuelle Übergriffe vor, darunter auch Hollywoodstars, die nun auf die Entscheidung reagieren.

„Vom Justizsystem völlig im Stich gelassen“

Ashley Judd hatte im Jahr 2017 als erste Anschuldigungen gegen Weinstein erhoben. Gegenüber der „New York Times“ erklärte sie nun: „Das ist unfair gegenüber den Betroffenen. Wir leben immer noch in unserer Wahrheit. Und wir wissen, was passiert ist.“ Oscarpreisträgerin Mira Sorvino, die Weinstein ebenfalls der sexuellen Belästigung bezichtigt, meldete sich mit einem Statement zu Wort. „Entsetzt!“, schreibt sie bei X und fragt: „Seit wann erlauben Gerichte nicht, dass Beweise für frühere schlimme Taten zugelassen werden?“

Weinsteins Urteil war unter anderem aufgehoben worden, weil eine Mehrheit der Berufungsrichter bemängelte, dass im Prozess Frauen über Vorwürfe aussagten, die nicht Teil der Anklage waren.

Schauspielerin Katherine Kendall, eine weitere Anklägerin Weinsteins, bezeichnete die heutige Entscheidung bei der „New York Times“ als „eine schreckliche Erinnerung daran, dass Opfer von sexuellen Übergriffen einfach keine Gerechtigkeit bekommen. Ich fühle mich im Moment vom Justizsystem völlig im Stich gelassen. Ich bin fassungslos.“

Derweil erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft von Manhattan in einem Statement, aus dem unter anderen „Variety“ zitiert: „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall erneut zu verhandeln, und wir werden uns weiterhin für die Überlebenden sexueller Übergriffe einsetzen.“

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