Gerhard Struber wird neuer Trainer des 1. FC Köln. Das teilt der Verein am Mittwoch mit. Kann er den FC auf Kurs bringen?
Da würde es zumindest der sportlichen Führung um Christian Keller helfen, könnte er am Mittwochabend in den MMC-Studios schon den Namen des neuen Trainers bestätigen. Die Spatzen pfeiften es seit Sonntagabend von den Dächern: Gerhard Struber soll es werden. Am Mittwochvormittag kam schließlich die Bestätigung.
Keller und der FC machten die Personalie noch vor dem Stammtisch öffentlich, womöglich um Druck vom Kessel zu nehmen. Dies hatte man in den letzten Tagen schon durch diverse Vertragsverlängerungen mit Talenten oder durch Treuebekenntnisse für wichtige Spieler versucht. Der Kader für die 2. Liga hat dadurch erheblich an Kontur gewonnen. Auch das dürfte am Mittwoch im Gespräch mit den Mitgliedern von Vorteil sein.
Der Cheftrainer hingegen ist die eine, große Personalie, mit der die Geißböcke in diesem Sommer noch punkten können: bei den Fans, aber auch bei den Spielern und im Ligavergleich. Struber ist ein Trainer aus einem Regal, das für den Absteiger aus Köln durchaus beachtlich ist. Der 47-Jährige trainierte zuletzt RB Salzburg, und wer dort als Chefcoach ausgewählt wird, hat in der Regel einen peniblen Auswahlprozess durchlaufen und steht für ein klares Profil.
Denn Red Bull – ob im Kleinen in Salzburg oder im Großen in Leipzig – verfolgt eine einheitliche Spielidee. Eine solche strebt auch der FC an, und so hatte Keller zuletzt bereits angedeutet, dass man sich in Köln auch an den RB-Standards orientieren wolle: einem offensiven Spielsystem mit hohem Pressing, großer Aggressivität, hohem Druck auf den Gegner und einem erheblichen Maß an Attraktivität für die Zuschauer.
Auch sehr wichtig: die Förderung von Nachwuchsspielern als integraler Teil der Kader- und Spielplanung. Im Fall des 1. FC Köln kommt noch eine weitere Anforderung dazu: Der neue Cheftrainer soll die aus den Fugen geratene Hierarchie wieder in Ordnung bringen und dabei so manche Leistungsträger wieder aufrichten, zurück in die persönliche Erfolgsspur führen und auch damit den Erfolg der gesamten Mannschaft garantieren.
All dies könnte Struber womöglich leisten. Der Österreicher hat im Ausland in der englischen Championship und in den USA bereits Erfahrungen gesammelt, überraschte mit seinen Teams auch schon international (zum Beispiel mit dem Wolfsberger AC beim 4:0-Auswärtssieg in Mönchengladbach in der Europa League oder mit Salzburg in der vergangenen Saison beim 2:0-Auswärtssieg bei Benfica Lissabon in der Champions League), war viele Jahre in der RB-Welt auch im Nachwuchs tätig und käme mit viel Erfahrung, auch in der Königsklasse, zum FC in die 2. Liga.
Landsmänner wie Dejan Ljubicic und Florian Kainz, in der abgelaufenen Saison nur Schatten ihrer selbst, sollen unter Struber wieder aufblühen. Zudem sollen die Top-Talente um Jonas Urbig, Max Finkgräfe oder Damion Downs den nächsten Schritt machen. Das Ziel: am Ende der nächsten Saison wieder in die Bundesliga zurückkehren.