Am Ende herrschte große Erleichterung. Deutschland und Namibia hatten 18 Monate lang intensiv an der Ausarbeitung eines Zukunftspakts gearbeitet – mit unzähligen Änderungswünschen –, der die Vereinten Nationen zu mehr Zusammenarbeit in globalen Fragen verpflichten soll. Ursprünglich hatte man gehofft, dass das 42-seitige Papier zu Beginn des Zukunftsgipfels am 22. September 2024 von allen 193 UN-Mitgliedstaaten einstimmig angenommen werden würde. Russland jedoch, unterstützt von Iran, Weißrussland, Nordkorea, Nicaragua, Sudan und Syrien beschlossen in letzter Minute, ungeschickt zu sein, indem sie einen Änderungsantrag forderten, der den Grundsatz der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der Staaten betonte, um das Engagement für mehr Multilateralismus deutlich abzuschwächen.

Rote Karte für Russland

Was dann passierte, war absolut bemerkenswert, erinnert sich Niels Annen, der als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) am Zukunftsgipfel teilnahm: „Es bot einen Einblick in die Vereinten Nationen.“ Zukunft“, sagte er während einer Debatte im Deutschen Bundestag zu einem aktuellen Thema. Der Versuch Russlands, die UN zu spalten, wurde vor allem durch einen Antrag der Demokratischen Republik Kongo vereitelt, dem am Ende alle 54 afrikanischen Nationen folgten: „Es ist nicht der Westen, der Russland und seinen Verbündeten die rote Karte gezeigt hat, sondern den globalen Süden“, sagt Annen. Letztlich stimmte eine klare Mehrheit von 143 Staaten für den Pakt. „Die Welt hat eine gemeinsame Stimme gefunden, wie sie die Herausforderungen der Zukunft angehen will“, kommentierte Bundeskanzler Olaf Scholz das Ergebnis.

Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Namibia

Ein Grund, warum die Afrikanische Union so entschieden hinter dem Pakt stand, war die gute Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Namibia. Den beiden Ländern gelang es, die einflussreiche Gruppe der 77 auf ihre Seite zu ziehen, eine Koalition von Staaten des Globalen Südens, die derzeit 134 Mitglieder zählt. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und Namibias Präsident Nangolo Mbumba brachten ihren gegenseitigen Respekt für das Erreichte zum Ausdruck. Zwei Staaten mit einer so schwierigen gemeinsamen Geschichte und so unterschiedlichen politischen und sozioökonomischen Situationen hätten es geschafft, als Freunde zusammenzuarbeiten, sagte Scholz in einer Rede direkt nach der Verabschiedung des Paktes.

Reform des Finanzsystems, Roadmap für die digitale Zukunft, Darstellung zukünftiger Generationen

Eine der wichtigsten Errungenschaften des Paktes ist die Reform des internationalen Finanzsystems. Eine bessere globale Zusammenarbeit im Umgang mit Schulden und Steuern soll dafür sorgen, dass mehr Geld für eine nachhaltige Entwicklung zur Verfügung steht – insbesondere in den ärmsten und am stärksten gefährdeten Ländern. Die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze und US-Finanzministerin Janet Yellen hatten den Reformprozess Anfang 2023 eingeleitet. Alle zwei Jahre soll ein Gipfeltreffen der UN-Mitgliedstaaten und internationalen Finanzinstitutionen stattfinden.

Auch das Thema Digitalisierung stand im Fokus. Mit der Verabschiedung eines Global Digital Compact durch die Vereinten Nationen ist es den Mitgliedsstaaten erstmals gelungen, sich auf einen gemeinsamen Rahmen für den Umgang mit Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu einigen und einen menschenzentrierten Umgang und Einsatz von KI zu fördern, der auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist . Ebenfalls erstmals haben die Vereinten Nationen in einem „Jugendpakt“ die Bedürfnisse künftiger Generationen ins Visier genommen. Der Pakt sieht unter anderem die Ernennung eines UN-Sondergesandten für künftige Generationen vor.

Die Zukunft des Sicherheitsrats

Besonders gespannt war die Frage, ob und wie sich die Mitgliedsstaaten auf eine Reform des Sicherheitsrats einigen würden, die António Guterres besonders am Herzen liegt. Der Sicherheitsrat werde seiner Aufgabe, die zentralen Akteure der internationalen Gemeinschaft zu vertreten, schon lange nicht mehr gerecht, meint der UN-Generalsekretär: „1945 standen die meisten der heutigen afrikanischen Länder noch unter Kolonialherrschaft und hatten auf internationaler Ebene keine Stimme.“ Angelegenheiten. Wir können nicht akzeptieren, dass das wichtigste Friedens- und Sicherheitsgremium der Welt keine ständige Stimme für einen Kontinent mit weit über einer Milliarde Menschen hat.“

Mit anderen Worten: Die Notwendigkeit einer Umstrukturierung des Sicherheitsrats liegt auf der Hand. Das unterstrich auch Bundeskanzler Scholz: „Wir sehen immer wieder, wie dysfunktional die derzeitige Struktur des Sicherheitsrats ist.“ Deshalb müssen jetzt endlich Reformen stattfinden.“ Nur vier Tage nach der Verabschiedung des Pakts empfahl der französische Präsident Emmanuel Macron konkrete Schritte zur Erweiterung des Sicherheitsrats, was BMZ-Staatssekretär Niels Annen als ersten Erfolg wertete: „Das ist eine gute Nachricht, denn sie kommt von einem aktuellen Mitglied des Sicherheitsrats.“ Rat.“ Wenn es nach Macron geht, würden Deutschland, Japan, Indien und Brasilien sowie zwei afrikanische Länder als ständige Mitglieder aufgenommen.

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