Verliert der 1. FC Köln das nächste Eigengewächs ablösefrei? Die Geißböcke haben wohl nur eine Chance, Tim Lemperle über die Saison hinaus zu halten.

Er ist der Shootingstar des 1. FC Köln in dieser Saison: Tim Lemperle hat in den ersten 13 Spielen der 2. Bundesliga sechs Tore erzielt und vier vorbereitet. Das Problem: Der Vertrag des 22-Jährigen läuft im Sommer 2025 aus. Der U21-Nationalspieler ist heiß umworben, zuletzt wurde gar eine Einigung mit der TSG Hoffenheim vermeldet.

Letzteres stimmt nicht. Das hat Lemperles Berater betont. Doch die Spielerseite macht Druck. Bereits in den kommenden zwei Wochen sollen vorentscheidende Gespräche mit dem FC geführt werden. Der Tenor: Lemperle will unter keinen Umständen noch ein weiteres Jahr in der 2. Liga spielen. Lemperles Berater erklärte zudem, der Spieler wolle sich im Winter entscheiden, wie es für ihn weitergehe.

Doch sollten diese beiden Vorgaben des Beraters stimmen, hätte der 1. FC Köln schon jetzt praktisch keine Chance mehr, Lemperle zu halten. Denn im Winter der aktuellen Saison könnte der FC dem Spieler kein Versprechen machen, ab der nächsten Spielzeit erstklassig zu spielen. Die Geißböcke wären in den Verhandlungen also chancen-, weil argumentlos. Kein Zweitligist kann zu dieser Jahreszeit einer Saison bereits einen Aufstieg versprechen.

Dem FC bliebe nur eine einzige Möglichkeit: Sportchef Christian Keller müsste Lemperle ein Vertragsangebot unterbreiten, welches dem Spieler gleich mehrere Dinge zusichern würde. Erstens eine sofortige Gehaltserhöhung. Zweitens ein Handgeld in siebenstelliger Höhe, denn dieses würde Lemperle andernfalls von einem anderen Club erhalten, bei dem er unterschreiben könnte. Drittens müsste der FC dem Spieler trotz Verlängerung garantieren, ihn beim Nicht-Aufstieg aus dem Vertrag zu entlassen, damit Lemperle sich den Erstliga-Traum im Sommer 2025 doch noch erfüllen könnte.

Wer Christian Keller kennt, der ahnt jedoch, dass der 46-Jährige dem 22-Jährigen ein Angebot in dieser Form nicht unterbreiten wird. Womöglich wird der Sport-Geschäftsführer es in einer ähnlichen Form versuchen, doch Keller ist ein prinzipientreuer Verhandler, lässt lieber einen Spieler gehen, als dass er die engen Vertragsrahmen ausdehnen würde, die er dem FC auferlegt hat. Will ein Spieler nicht bleiben, hält der FC ihn nicht auf.

So verlor der FC im Sommer 2024 schon den Kampf um Justin Diehl, der inzwischen beim VfB Stuttgart in der Bundesliga spielt und am vergangenen Wochenende sein erstes Tor erzielte. Pikanterweise wird Lemperle von derselben Spielerberater-Agentur vertreten. Auf die Agentur Rogon des Beraters Roger Wittmann ist man beim FC nicht mehr gut zu sprechen. Die Positionen sind also verhärtet, noch ehe die heiße Phase der Verhandlungen um Lemperle begonnen hat.

Der FC weiß aber auch, worum es bei Lemperle geht: Der Club hat in den vergangenen Jahren immer wieder Top-Talente verloren oder gehen lassen. Diehl ist das jüngste Beispiel, Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) das teuerste, Yann Bisseck (Inter Mailand) das international bemerkenswerteste. Lemperle wäre der nächste Nackenschlag für einen Club, der sich eigentlich als Nachwuchsförderer sieht. Doch wenn man stets die besten Talente ablösefrei oder gegen nur geringe Summen gehen lässt, hat man ein Problem. Denn Nachwuchsförderung ergibt nur Sinn, wenn man damit Geld verdient.

Dafür muss man mitunter in Vorleistung gehen. Lemperle und sein Spielerberater erwarten eine solche nun. Doch der FC weiß auch, dass damit ein Risiko verbunden ist. Ein gegenteiliges Beispiel ist Noah Katterbach. Der Linksverteidiger wurde einst mit einem langen (und teuren) Vertrag gehalten. Die Folge: Dem Spieler stieg der Ruhm zu Kopf. Die Karriere geriet ins Stocken. Inzwischen spielt Katterbach mehr schlecht als recht beim Hamburger SV. Seine Spielerberatung: dieselbe Agentur wie bei Diehl und Lemperle.

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