Neue Untersuchung
Gedächtnisschwäche nimmt bei einer Altersgruppe rasant zu
05.11.2025 – 13:23 UhrLesedauer: 2 Min.

Neue Daten aus den USA zeigen: Immer mehr Menschen klagen über Konzentrations- und Denkprobleme. Forscher nennen mögliche Ursachen.
Vergesslich, unkonzentriert, überfordert bei Entscheidungen – was bislang vor allem mit höherem Alter in Verbindung gebracht wurde, betrifft heute zunehmend junge Menschen. Eine große US-Studie zeigt: Gedächtnisprobleme haben in der Altersgruppe unter 40 in den letzten zehn Jahren massiv zugenommen.
Forscher der University of Utah analysierten die Daten von mehr als 4,5 Millionen Erwachsenen. Sie fanden heraus: Der Anteil der unter 40-Jährigen mit sogenannten kognitiven Einschränkungen, also ernsthaften Problemen mit Gedächtnis, Konzentration oder Entscheidungsfindung, stieg von 5,1 auf 9,7 Prozent. Das ist fast eine Verdopplung innerhalb eines Jahrzehnts.
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Insgesamt berichteten 7,4 Prozent aller Erwachsenen in den USA im Jahr 2023 von solchen Schwierigkeiten, 2013 waren es noch 5,3 Prozent. Die Wissenschaftler schlossen dabei Menschen mit bekannter Depression aus, um die Ergebnisse nicht zu verzerren.
Interessant ist: Während in fast allen Altersgruppen der Anteil kognitiver Einschränkungen anstieg, sank er bei den über 70-Jährigen sogar leicht – von 7,3 auf 6,6 Prozent. „Unsere Studie zeigt, dass diese Schwierigkeiten vor allem bei jüngeren Erwachsenen zunehmen“, sagt Studienautor Adam de Havenon, Neurologe an der Yale University.
Mögliche Ursachen: Stress, digitale Reizflut, Pandemie
Was steckt hinter dieser Entwicklung? Die Autoren nennen keine eindeutige Ursache. Sie vermuten, dass mehrere Faktoren zusammenspielen. So könnten mehr Menschen als früher bereit sein, über mentale Probleme zu sprechen. Vor allem junge Erwachsene gehen heute offener mit ihrer psychischen Gesundheit um.
Auch der Alltag selbst scheint das Gehirn stärker zu fordern als früher: Leistungsdruck im Job, unsichere Lebensverhältnisse, ständige Erreichbarkeit, digitale Ablenkung und die psychischen Nachwirkungen der Corona-Pandemie könnten eine Rolle spielen.
„Die stärksten Anstiege sehen wir bei jenen, die ohnehin strukturell benachteiligt sind“, sagt de Havenon. Wer weniger Bildung oder Geld hat, leidet offenbar häufiger auch unter mentalen Belastungen – ein Teufelskreis mit ernsthaften gesellschaftlichen Folgen.
Ähnliche Probleme auch in Deutschland
Auch hierzulande beobachten Fachleute einen Anstieg mentaler Probleme bei Jüngeren, etwa Konzentrationsschwierigkeiten, innere Unruhe oder Entscheidungsmüdigkeit. Zwar gibt es noch keine vergleichbare Langzeitstudie für Deutschland. Doch der Trend aus den USA könnte ein Warnsignal sein.
Wer bei sich selbst Gedächtnisprobleme bemerkt, sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn keine ernste Erkrankung dahintersteckt. Wichtig ist: Stress ernst nehmen, ausreichend schlafen, Pausen einplanen und bewusst digitale Reize reduzieren. Und bei anhaltenden Problemen gilt: nicht zögern, sondern ärztlichen Rat suchen.


