Die vergangenen Tage waren für Victor Boniface wie eine Achterbahnfahrt. Auf ein einschneidendes Erlebnis folgte das nächste.

Victor Boniface hatte Glück im Unglück – und man muss fast schon sagen: mal wieder. Nach der Rückkehr einer strapaziösen Länderspielreise nach Libyen und dem 2:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt in der Bundesliga am Samstag war der Torjäger von Bayer Leverkusen in einen schweren Autounfall verwickelt. Boniface selbst kam dabei glimpflich davon.

Der 23-Jährige war als Beifahrer unterwegs zum Frankfurter Flughafen, wo er Freunde abholen wollte. Inzwischen ist er wieder zurück, Leverkusen bestätigte, dass es dem Spieler gut geht. Auf Instagram hatte Boniface zuvor selbst auf den Autounfall aufmerksam gemacht: „Gott ist der Größte“ und „Gott sagt, meine Zeit ist noch nicht gekommen“, schrieb Boniface zu Fotos und Videos eines zerstörten Wagens auf der Autobahn.

Dazu postete er ein Video, in dem seine linke Hand stark blutet (mehr dazu lesen Sie hier). Nach dem Unfall ist dem 23-Jährigen ein Krankenwagen aus dem Rheingau-Taunus-Kreis zur Hilfe gekommen, wie aus den Fotos hervorgeht. Die Bilder und Videos sind bereits gelöscht.

Für Boniface setzten sich damit aufwühlende Tage fort. Denn schon der Start am Montag war holprig. Boniface war mit der nigerianischen Nationalmannschaft mehr als 15 Stunden an einem Flughafen in Libyen festgehalten worden – und boykottierte anschließend das Qualifikationsspiel für den Afrika-Cup. Als Grund gab der nationale Verband an, dass die Delegation seit ihrer Ankunft am Vortag „unmenschlich behandelt“ worden sei.

Boniface hielt seine Abonnenten auf der Onlineplattform X mit einer Art Liveticker auf dem Laufenden. „Helft mir, meine Großmutter anzurufen und ihr zu sagen, dass es ihrem Enkel gut geht. Das ist krank“, schrieb er unter anderem – oder: „Das wird jetzt unheimlich. Ihr könnt die Punkte haben. Wir wollen nur in unser Land zurückkehren.“

Nach den Vorkommnissen am Flughafen hatte das nigerianische Team Sicherheitsbedenken für die anschließende dreistündige Busfahrt von Al-Abraq nach Benina. Mannschaftskapitän William Troost-Ekong: „Wir werden es nicht akzeptieren, mit dem Auto irgendwohin zu fahren, denn selbst mit Sicherheitspersonal ist es nicht sicher. Wir können uns nur vorstellen, wie das Hotel oder das Essen aussehen würde, wenn wir unsere Reise fortsetzen.“

Boniface kehrte nach der Odyssee zwar wohlbehalten am Donnerstag nach Leverkusen zurück. Die vergangenen Erlebnisse hatten sich allerdings sichtbar auf die Leistung des Mittelstürmers ausgewirkt – und seine Achterbahnfahrt fortgesetzt.

Im Topspiel der Bundesliga zwischen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt konnte Boniface nicht auf seine gewohnten Fähigkeiten vertrauen. Einen in der neunten Minute gegebenen Foulelfmeter hatte Boniface sogar vergeben. Trainer Xabi Alonso nahm seinen Top-Torjäger aber noch nicht aus dem Spiel – eine wichtige Entscheidung. In der 71. Minute gelang dem Stürmer der Siegtreffer zum 2:1.

„Victor Boniface ist für die gegnerischen Verteidiger immer unangenehm. Er gibt uns viel. Am Ende macht er das Siegtor. Das ist für mich genug“, befand Alonso nach Abpfiff. Bayers Trainer hatte keine Bedenken wegen der Umstände der vergangenen Tage. „Es war nicht angenehm. Aber er hatte genügend Zeit, sich zu erholen.“

Der Matchwinner, der dann in der 80. Minute ausgewechselt wurde, hatte sich selbst zu den Strapazen geäußert. „Ich fühle mich gut und bin glücklich“, sagte Boniface nach seinem siebten Pflichtspieltreffer in dieser Saison. Alonso verriet noch, dass der Nigerianer gar nicht ausgewechselt werden wollte. „Er wollte mehr spielen. Aber ich bin zufrieden mit seiner Leistung“, so der Bayer-Coach vor dem dritten Champions-League-Spiel am Mittwoch bei Stade Brest (ab 18.45 Uhr im Liveticker bei t-online).

Mit dem Autounfall nach dem Spiel endet für Boniface und auch Leverkusen eine turbulente Woche – und womöglich auch die Achterbahnfahrt.

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