Dennoch gibt es auch anderthalb Jahrzehnte nach dem Tod ihres Mannes Plakate, in denen negativ auf psychische Krankheiten angespielt wird. In Dortmund tauchte in Bezug auf Ralf Rangnicks Burnout-Erkrankung beispielsweise ein Plakat auf, auf dem stand: „Burnout Ralle: Häng Dich auf!“ Was haben Sie gedacht, als sie davon gehört haben?

Natürlich ist der Fußball eine Plattform, auf der sich viele Menschen herausnehmen, über andere Menschen zu urteilen, weil sie denken, dass diese so viel Geld verdienen und das dann aushalten müssen. Man muss Aufklärungsarbeit leisten, um zu zeigen, dass eine Depression keine Schwäche ist, sondern eine Krankheit wie, die jeden treffen kann. Und die man gut behandeln kann, wenn man früh genug damit beginnt.

Apropos Aufklärungsarbeit: Wenn Sie die Krankheit in zwei, drei Sätzen für Leute zusammenfassen müssten, die sich damit wenig auskennen, wie sähen die aus?

Es ist eine Stoffwechselkrankheit, die beispielsweise durch eine genetische Präposition ausgelöst werden kann oder auch begleitend durch ein traumatisches Erlebnis. Da spielen vielfältige Faktoren wie Schicksalsschläge, Trennungen, Veränderungen im Leben mit hinein – und zwar auch positive. Diese können eine Depression auslösen – wie bei Robbie.

Als er wenige Monate vor seinem Tod seine dritte Depression bekommen hat, war er auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere. Eigentlich war alles gut: Robbie ist im Sommer 2009 als Nummer eins der deutschen Nationalmannschaft und Papa nach Portugal in den Urlaub geflogen – und danach ist es auf einmal losgegangen. Er konnte sich das selbst nicht erklären. Bei den Depressionen davor gab es konkrete Auslöser – wie die schlimme Zeit beim FC Barcelona und Fenerbahçe Istanbul (als die Fans massiv angefeindet haben, Anm. d. Red. Das war 2009 ganz anders – was zeigt: Kein Mensch ist davor gefeit.

Im Buch „Robert Enke – Ein allzu kurzes Leben“ von Autor Ronald Reng beschriebt der Vater Ihres verstorbenen Mannes im Hinblick auf eine Situation in der Jugend von Carl Zeiss Jena wie folgt: „Damals muss diese Qual begonnen haben. Die Angst vor Fehlern setzte ihm zu“, …

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