Neue Grünen-Spitze gewählt

Sie sind die Nachfolger von Lang und Nouripour

Aktualisiert am 16.11.2024 – 14:21 UhrLesedauer: 3 Min.

Felix Banaszak und Franziska Brantner (Archivbild): Sie sind voraussichtlich das neue Führungsduo der Partei. (Quelle: Daniel Vogl/dpa/dpa-bilder)

Die Grünen haben ein neues Vorsitzendenduo. Wie erwartet wählten die Delegierten Franziska Brantner und Felix Banaszak an die Parteispitze.

Franziska Brantner und Felix Banaszak sind die neuen Vorsitzenden der Grünen. Sie wurden am Samstag auf dem Parteitag in Wiesbaden gewählt und treten die Nachfolge der zurückgetretenen Ricarda Lang und Omid Nouripour an.

Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium erhielt 78,15 Prozent der Stimmen. Brantner, die dem Realo-Flügel zugerechnet wird, hatte bei ihrer Bewerbung um den für Frauen reservierten Vorsitzposten eine Gegenkandidatin: Für Susanne Bauer stimmten rund 14,5 Prozent der Delegierten.

Der Bundestagsabgeordnete Banaszak erhielt für den zweiten Vorsitzendenposten 92,88 Prozent der Stimmen und setzte sich gegen vier weitere Kandidaten durch.

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Quelle: reuters

Deutschland brauche mehr Investitionen, sagte Brantner in ihrer Bewerbungsrede. Und: „Den Gürtel enger schnallen bringt halt nichts, wenn die Hose schon fehlt.“ Sie verteidigte das Deutschlandticket und kündigte an, für die weitere Förderung klimafreundlicher Heizungen wie Wärmepumpen zu kämpfen.

Gegen die politische Konkurrenz teilte Brantner aus. So warnte sie mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl vor einer „weiteren Stillstands-Groko“. CDU-Chef Friedrich Merz warf sie in ihrer bejubelten Rede einen antiquierten Blick auf Frauen vor und forderte: „Schluss mit diesem Dinosaurier-Denken!“ BSW-Chefin Sahra Wagenknecht nannte sie eine „pseudo-sozialistische Spitzenverdienerin“, die den Grünen besser nicht vorwerfen solle, eine Partei für die Besserverdienenden zu sein.

In seiner Bewerbungsrede für den Parteivorsitz forderte Banaszak seine Partei auf, auf die Ängste der Menschen einzugehen. „Seien wir in diesen Zeiten eine Kraft der Zuversicht“, sagte der Vertreter der Parteilinken. Die Grünen müssten ein Hoffnungsort für alle sein, dass es gut und besser werden könne. Er wolle sich nicht abfinden mit Armut von Kindern und Rentnern oder „dass die Vermögen der einen wachsen und die anderen immer früher im Monat in den Dispo rutschen“.

Die Grünen sollten „eine Kraft der Zuversicht“ ein, sagte Banaszak in der sehr emotionalen Rede. Gleichzeitig betonte er, strittige Debatten seien nichts Schlechtes. Eine Partei, die in der Lage nicht intern diskutiere und auch streite, wäre aus seiner Sicht „eine tote Partei“. Punkten konnte er bei den Delegierten auch immer wieder mit Humor, etwa als er über seine Heimatstadt sagte: „Duisburg muss man wollen.“

Die 45-jährige Brantner ist seit 2013 Bundestagsabgeordnete nach mehreren Jahren als Europaabgeordnete. Sie kommt aus Baden-Württemberg, studierte in Paris und New York und hat einen Doktortitel in Sozialwissenschaften von der Universität Mannheim. Sie gehört dem Realo-Flügel der Grünen an.

Banaszak ist 35 Jahre alt, kommt aus Duisburg und nennt sich „ein Kind des Ruhrgebiets“. Sein Lebenslauf weist eine Zeit als Chef der Grünen Jugend auf. Von 2018 bis 2022 war er Grünen-Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, wo er den Koalitionsvertrag für die schwarz-grüne Landesregierung mit verhandelte. Seit 2021 sitzt er im Bundestag, wo er Mitglied im Wirtschaftsausschuss und im Haushaltsausschuss ist. Er hat Sozial- und Kulturanthropologie und Politikwissenschaft in Berlin studiert und gehört zum linken Flügel der Partei.

Begleitet wurde der Parteitag am Samstag von zwei kleinen Protestkundgebungen mit insgesamt nur wenigen Dutzend Teilnehmern. Unterstützer von Pro Asyl hielten den Grünen vor, sie hätten in der Flüchtlingspolitik die Seiten gewechselt.

Eine andere Gruppe mit palästinensischen Fahnen hielt vor dem Parteitagsgelände ein Transparent hoch mit dem Aufschrift „Waffenstillstand Jetzt Sofort!“ Die Polizei ist mit starken Kräften vor Ort und hat nach eigenen Angaben keine Befürchtungen mit Blick auf die Demonstrationen.

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