Frankfurter Jugendliche rauchen weniger und trinken weniger Alkohol. Aber sie konsumieren eine andere Droge, die die Stadt jetzt verbieten will.
Frankfurter Jugendliche nehmen offenbar immer weniger Drogen: Sie trinken weniger Alkohol, rauchen weniger herkömmliche Zigaretten und konsumieren auch weniger Cannabis als noch 2022. Das hat die jüngste, repräsentative Drogentrendstudie „Monitoring-System Drogentrends“ (MoSyD) 2023 ergeben. Die Studie untersucht junge Frankfurter zwischen 15 und 18 Jahren.
In einem Wert verzeichnet die Studie sogar einen Rekord: Noch nie seit Datenerhebung hätten so viele junge Frankfurter komplett auf legale oder illegale Drogen verzichtet wie heute. Studienleiter Professor Bernd Werse sagt dazu: „Die Abstinenzraten bei allen Substanzen erreichen die höchsten Werte seit Erhebungsbeginn.“ Werse ist langjähriger Leiter des Centre for Drug Research an der Goethe-Universität.
Nach der aktuellen Befragung haben 64 Prozent der 15- bis 18-jährigen Schüler mindestens einmal in ihrem Leben Alkohol getrunken. Damit liegt der Wert noch unter dem „historisch niedrigen Niveau des ersten Pandemiejahres 2020“, wie Studienleiter Werse bemerkt.
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Alkohol bleibt zwar die am weitesten verbreitete psychoaktive Substanz, heißt es in der Studie. Der Anteil junger Menschen, die häufig Alkohol trinken, sei mit drei Prozent jedoch so tief wie noch nie. Bemerkenswert sei zudem, dass es beim Konsumverhalten kaum noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt.
In einer Pressemitteilung der Stadt äußert sich auch Gesundheitsdezernentin Elke Voitl: „Wir erleben seit einigen Jahren, dass Gesundheitsbewusstsein einen hohen Stellenwert bei Jugendlichen genießt.“ Entsprechend fangen Jugendliche immer später mit dem Konsum an: Nach der aktuellen Befragung trinken Frankfurter Jugendliche im Schnitt mit 14,1 Jahren zum ersten Mal Alkohol, die erste Zigarette rauchen sie mit 14,6 Jahren und an einem Joint ziehen sie erstmals mit 15,3 Jahren.
Der Cannabis-Konsum nimmt offenbar entgegen verschiedener Befürchtungen nach der Teil-Legalisierung im April ab. Kritiker hatten angemahnt, die Debatte verharmlose Cannabis und verleite Jugendliche dadurch zum Konsum. „Die MoSyD-Studie hat bestätigt, dass sich Jugendliche von öffentlichen Debatten offenbar nicht so beeinflussen lassen, wie gedacht, sondern andere Kriterien für sie eine Rolle spielen“, sagt Gesundheitsdezernentin Voitl.
Die Befragungen an Schulen liefen zwischen November 2023 und März 2024. Genau 954 Schülerinnen und Schüler aus dieser Altersgruppe haben sich an der Umfrage beteiligt. Die Befragten waren im Durchschnitt 16,6 Jahre alt, 90 Prozent wohnten in Frankfurt am Main. Neben der Schulbefragung umfasst die MoSyD-Studie 2023 auch eine Expertinnen- und Experten- sowie eine Trendscout-Befragung. Insgesamt nahmen 1278 Personen aus 82 Klassen und 18 allgemein- und berufsbildenden Schulen an der Studie teil.
Die Macher der Studie untersuchten auch den Konsum von Lachgas. Die Substanz hatte in den Jahren 2021 und 2022 einen sprunghaften Anstieg verzeichnet. Nun sei der Konsum erstmals wieder gesunken. Laut der Studie gaben 14 Prozent der Befragten an, Lachgas mindestens einmal ausprobiert zu haben. 2022 waren es 17 Prozent.
Für Gesundheitsdezernentin Voitl jedoch noch längst kein Grund zum Aufatmen. Der Konsum bleibe weiterhin auf hohem Niveau. Voitl spricht sich deshalb für ein Verkaufsverbot von Lachgas-Kartuschen an Minderjährige aus. Ein entsprechender Antrag für die Stadtverordnetenversammlung liegt laut Pressemitteilung der Stadt bereits vor.
Während der Konsum herkömmlicher Zigaretten sinkt, rauchen offenbar immer mehr junge Frankfurter E-Zigaretten. „Nimmt man alle E-Produkte zusammen, dampfen elf Prozent der Jugendlichen täglich“, sagt Studienleiter Werse. Erstmals liege damit der Anteil von Jugendlichen, die täglich E-Produkte konsumieren, über demjenigen der täglichen Zigaretten-Raucher.
Die Abstinenz wirkt sich offenbar auch positiv auf die psychische Gesundheit der Jungen aus. Während im Jahr 2022 noch 26 Prozent der befragten 15- bis 18-Jährigen angaben, psychische Probleme erlebt zu haben, ist diese Zahl laut Studie im Jahr 2023 auf 22 Prozent zurückgegangen. Auch die Lebenszufriedenheit sei wieder angestiegen.