Dürfte Menschen bekannt vorkommen
Forscher machen erstaunliche Beobachtung bei Schimpansen
Aktualisiert am 22.04.2025 – 03:58 UhrLesedauer: 2 Min.
Schimpansen versammeln sich um die Früchte des Brotbaums und verspeisen pro Tag kiloweise von den Leckereien. Das könnte mit einer besonderen Eigenschaft der Früchte zusammenhängen.
Ostern ist unter Menschen die Zeit geselligen Zusammenkommens. Es wird gekocht, gegessen und getrunken, meist mit der ganzen Familie oder mit Freunden. Die Osterfeiertage gelten vielen daher als willkommene Gelegenheit, vom stressigen Alltag abzuschalten. Alkohol spielt nicht selten eine Rolle bei den Feierlichkeiten.
Ähnlich könnte es auch bei Schimpansen sein. Wie Forscher nun zum ersten Mal bei einer wild lebenden Gruppe Menschenaffen in einem Nationalpark in Guinea-Bissau beobachten konnten, versammeln sich die Schimpansen regelmäßig um fermentierte Brotfrüchte und laben sich gemeinsam an den alkoholhaltigen Früchten. Darüber berichtet unter anderem der britische „Guardian“. „Beim Menschen wissen wir, dass Alkoholkonsum zu einer Freisetzung von Dopamin und Endorphinen und damit zu Glücksgefühlen und Entspannung führt“, sagte Anna Bowland vom Centre for Ecology and Conservation im englischen Exeter dem Blatt. „Wir wissen auch, dass die gemeinsame Nutzung von Alkohol, auch im Rahmen von Traditionen wie Festen, zur Bildung und Stärkung sozialer Bindungen beiträgt“.
Was beim Menschen also seit tausenden Jahren üblich ist, bei sozialen Gelegenheiten Alkohol zu konsumieren und so die sozialen Bindungen zu stärken, könnte auch für Schimpansen gelten. Die Tiere tragen immerhin zu 98,6 Prozent das Erbgut des Menschen. Und offenbar finden auch sie Gefallen an einem leichten Schwips.
„Jetzt wissen wir, dass wilde Schimpansen ethanolhaltige Früchte essen und mit anderen teilen, und es stellt sich die Frage, ob sie davon ähnlich profitieren“, sagte Forscherin Bowland.
Die Beobachtung im Cantanhez-Nationalpark im westafrikanischen Guinea-Bissau gilt als wegweisend in der Primatenforschung, sie könnte auch Aufschluss über die Entstehung unserer menschlichen Verhaltensweisen liefern. „Schimpansen teilen ihre Nahrung nicht ständig, daher könnte dieses Verhalten bei vergorenen Früchten von Bedeutung sein“, sagte Kimberley Hockings, ebenfalls Wissenschaftlerin an der Universität Exeter.
Mit Kameras, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet sind, filmten die Forscher die Schimpansen bei mindestens zehn Gelegenheiten beim Teilen der fermentierten Brotfrüchte. Anschließend untersuchten sie die Früchte auf ihren Alkoholgehalt. Der höchste gefundene Wert entsprach 0,61 Volumenprozent Alkohol (ABV). Obwohl der Alkoholgehalt relativ gering sei, aßen die Schimpansen jeden Tag eine Menge Obst, sodass sie eine beträchtliche Menge Alkohol zu sich nehmen könnten, sagte Hockings. „Sie können sich jeden Tag kiloweise von dem Zeug ernähren. Das ist wahrscheinlich vergleichbar mit Menschen, die an einem leichten Bier nippen.“
Hockings und ihre Kollegen hatten bereits 2015 eine Arbeit veröffentlicht, in der sie beschrieben, wie Schimpansen in Westafrika von Menschen hergestellten Palmsaft-Alkohol stahlen und konsumierten. Die Forscher, die hinter der jüngsten Studie stehen, haben jedoch Zweifel daran, ob das Verhalten im Sinne der Evolution tatsächlich nützlich gewesen sein könnte. Denn „betrunken zu sein“ erhöhe nicht gerade die Überlebenschancen der Affen, so die Forscher weiter.