Streit um Ursache von Feuer-Katastrophe

Forscher kritisiert „Studienabbrecher“ Kachelmann


Aktualisiert am 12.01.2025 – 12:32 UhrLesedauer: 3 Min.

Moderator Jörg Kachelmann: In den sozialen Medien teilt er regelmäßig aus. (Quelle: STAR-MEDIA/imago)

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In den sozialen Medien wird scharf über die Ursache der Feuer in Los Angeles diskutiert. Nun hat es persönliche Angriffe gegeben.

Noch immer brennt es in Los Angeles lichterloh. 16 Menschen starben bisher, Tausende mussten ihre Wohnungen verlassen. Derweil wird schon über mögliche Ursachen und Hintergründe diskutiert. Klimaaktivistin Luisa Neubauer (Fridays For Future) hatte die Klimakrise für die Brände verantwortlich gemacht. Wetterexperte Jörg Kachelmann wies das scharf zurück: „Wenn es etwas gibt, was sich am wenigsten als Symbol für die Klimakrise eignet, dann ist es ein Waldbrand in Kalifornien. Mehr oder weniger alles, was Sie sich vorstellen, ist ein besseres Symbol für die Klimakrise.“ Es brauche lediglich Dürre und vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung sowie – für ein Katastrophen-Ausmaß – viel Wind, erklärte er.

Für seine Aussagen steht Kachelmann nun selbst in der Kritik. Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf sprang der Klimaaktivistin auf X zur Seite. Er teilte Beiträge von amerikanischen Experten, die einen Zusammenhang zwischen den Bränden in Kalifornien und der Erderhitzung zeigten.

„Die Kombination von ausgetrockneter Vegetation und den starken Winden macht diese Brände so gefährlich“, so Rahmstorf weiter. Einsicht von Kachelmann erwartet er jedoch nicht. „Trotzdem kann Herr Kachelmann (Studienabbrecher, kein Forscher) es nicht lassen, @Luisamneubauer zu beschimpfen, die auf die Zusammenhänge hinweist. Das kennt man schon. Ich meine, Herr K. sollte lieber mit den Waldbrandforschern diskutieren.“

Kachelmann ließ den verbalen Angriff auf sich nicht unkommentiert: „Die WaldbrandforscherInnen sagen, dass Herr Rahmstorf (Ozeanforscher, nichts mit Wald – glaubt, dass Glasscherben Feuer machen können – verbrennt zuhause gerne Wald) keine Ahnung vom Thema hat.“ Er hängte eine Studie dazu aus den USA an.

Meteorologin Michaela Koschak gibt dem früheren ARD-Wettermann in einem Punkt recht: „Kachelmann hat mit großer Wahrscheinlichkeit recht, dass es Brandstifter waren, die diese Brände gelegt haben und dass das nicht der Klimawandel gemacht hat“, sagt sie. Sie weist aber darauf hin, dass die Ursache noch nicht beweisen sei.

Dass die Klimakrise einen Einfluss hat, sei aber zweifellos anzuerkennen: „Der Klimawandel, die menschengemachte Erderwärmung erhöht das Risiko, dass Wälder schneller in Brand geraten.“ Das Ausmaß der Brände sei deswegen heftiger als früher. Zwar habe es auch früher schon die sogenannten Santa-Ana-Winde in Kalifornien gegeben, doch ihre Intensität nehme zu. „Eigentlich wäre jetzt eine Art Regenzeit in Kalifornien, die aber durch den Klimawandel kürzer ausfällt beziehungsweise wegfällt“, erklärt Koschak. Sie stellt die Sinnhaftigkeit der Diskussion in Frage: „Ich finde, wir vergleichen hier Äpfel mit Birnen.“ Kachelmann habe recht, über 95 Prozent der Brände werden durch Brandstifter verursacht. Aber dass die Klimakrise die Bedingungen verschlimmere und das Risiko zunehme, sei nicht von der Hand zu weisen.

Ohne den Namen von Kachelmann zu nennen, kritisiert auch ZDF-Wettermoderator Özden Terli die Diskussion. Auf X zitiert er einen Beitrag seines Senders, der den Einfluss der Erderhitzung auf die Feuer in Kalifornien erklärt. „So, damit ist diese unsägliche Scheindebatte, die alle paar Monate aufkommt, erledigt. Es sei denn, man möchte Nebelkerzen werfen“, sagt Terli. „Dieses ganze Gerede von Selbstentzündung etc. dient nur der Ablenkung. Anstatt sich mit der Klimakatastrophe auseinanderzusetzen, wird abgelenkt.“

Auch führende Klimaforscher hatten die Klimakrise für die Brände mitverantwortlich gemacht. „Der Klimawandel spielt eine Rolle dabei, wie viel häufiger das sogenannte Feuerwetter im Westen der Vereinigten Staaten vorkommt“, sagte Wissenschaftlerin Kaitlyn Trudeau. Ähnlich sieht es Theo Keeping, Klima- und Umweltwissenschaftler am Imperial College London: „Solche Perioden mit geringen Niederschlägen und niedriger Luftfeuchtigkeit werden im Zuge des Klimawandels immer häufiger vorkommen und sich in ihrer Ausprägung verstärken.“

Auch Kachelmann betonte, wie gefährlich die Erderwärmung ist. Er argumentierte, dass die Klimakrise „jeden Tag auf die Agenda gehört, weil es für unsere Zukunft existenziell ist“.

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