Elon Musk empfiehlt in einem Gastbeitrag die Wahl der AfD. Bei der FDP sorgt das scheinbar für ein Umdenken – und Widersprüche mit der bisherigen Linie des Chefs.

„Ein klein bisschen mehr Milei oder Musk wagen“: Dieses Rezept stellte Christian Lindner Anfang Dezember Deutschland aus. Als Elon Musk kurz vor Weihnachten bei X in einem kurzen Post seine Sympathie für die AfD bekundete, trachtete Lindner erneut nach der Aufmerksamkeit des Milliardärs: „Elon, ich habe eine Debatte angestoßen, inspiriert von den Ideen von dir und Milei.“ Der FDP-Chef lud Musk zum Gespräch ein – erfolglos.

Die scheint nun auch die FDP gezogen zu haben, wenn man den Worten ihres Generalsekretärs Glauben schenkt. Marco Buschmann erklärte der „Bild“ am Sonntag kurz nach Veröffentlichung des Musk-Beitrages: „Wer mit einer teils völkischen, fremdenfeindlichen und antisemitischen Partei kokettiert, taugt nicht als politisches Vorbild.“ Von dem Appell seines Parteichefs, mehr Musk zu wagen, ist da nicht mehr viel übrig.

Interessanterweise folgt Buschmann rhetorisch fast wörtlich einem, mit dem sich die FDP zuletzt überworfen hatte: Verkehrsminister und Ex-FDP-Mitglied Volker Wissing. Der hatte bereits am Samstag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erklärt: „Wer offen und direkt rechtspopulistische Politiker und Parteien unterstützt – sei es finanziell oder verbal –, kann niemals Vorbild für liberale Politik sein.“

Auch andere Politiker, die Musk zuvor gelobt hatten, kritisieren den Milliardär nach seinem Gastbeitrag. „Wenn es nach der AfD ginge, gäbe es überhaupt kein Investment von Elon Musk in Deutschland mehr. Vielleicht sollte er sich daran erinnern“, schreibt CDU-Politiker Jens Spahn auf Musks Netzwerk X.

Auch aus der Redaktion selbst kommt heftige Gegenwehr gegen Musks Text. Franziska Zimmerer, Chefin des Ressorts Community und Social bei „Welt“, veröffentlichte am Sonntagnachmittag einen Kommentar mit dem Titel „Warum ich diesen Beitrag nicht gedruckt hätte“. In dem schreibt sie unter anderem: „Dieser Text hätte nicht erscheinen dürfen. (…) Es handelt sich um einen unterkomplexen Wahlaufruf für die AfD, der ohne jedes Argument auskommt und dessen Autor es nicht einmal für nötig befunden hat, sich drei Minuten mit dieser Partei auseinanderzusetzen.“

Die Veröffentlichung des Beitrages zeige ein grundsätzliches Problem des unabhängigen Journalismus. Musk brauche die „Welt“ nicht, schreibt Zimmerer ihrem Arbeitgeber ins Stammbuch, aber er benutze sie, um Journalisten vorzuführen als „die Legacy-Media, die springt, wenn der reichste Mann der Welt das will“.

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