Der 1. FC Köln und der Karlsruher SC haben sich am Sonntagnachmittag 4:4 getrennt. Gäste-Trainer Christian Eichner erklärt, wie es zur kuriosen Anreise kam.

Während seiner aktiven Laufbahn spielte Christian Eichner zweieinhalb Jahre für den 1. FC Köln. Am Sonntag, bei seiner Rückkehr ins Rheinenergiestadion als Trainer des Karlsruher SC, ließen ihn seine Ortskenntnisse allerdings im Stich. Es ist in Köln gewiss kein Geheimnis, dass man Zeit mitbringen muss, um ein Heimspiel des FC über die Aachener Straße zu erreichen, wo vor Anpfiff akute Staugefahr herrscht.

Eichner steckte am Sonntagmittag mit seinen Karlsruhern im Verkehrschaos fest – was dazu führte, dass der KSC-Tross die letzten Meter zu Fuß absolvierte und die Partie mit zehn Minuten Verspätung begann. „Es war ein Fehler in der Planung, ich nehme mich da in die Pflicht“, sagte der 41-Jährige im Nachgang des spektakulären 4:4-Unentschiedens.

„Ich mag es nicht gern, so früh im Stadion zu sein. Dann hat man die Chance, sich zu viele Gedanken zu machen“, offenbarte Eichner. Deshalb war der KSC zu spät vom nur drei Kilometer entfernten Ameron-Hotel aufgebrochen. „Als es auf der Aachener Straße dann lange Zeit nicht so richtig vorwärtsging, hatten wir kurzzeitig auch die Überlegung, Straßenbahn zu fahren“, gab der Trainer Einblicke in die wohl schon jetzt kurioseste Anreise der Saison.

Da die Haltestellen zu weit vom Standort des Busses entfernt lagen, fragte Eichner seine Spieler, ob ein Fußmarsch ebenfalls in Ordnung wäre. „Dann haben wir unsere Taschen genommen und sind losgelaufen. Einige Zuschauer hat es erheitert“, berichtete der Ex-Profi. Sein Kölner Kollege Gerhard Struber zeigte sich nach Abpfiff derweil wenig erheitert angesichts der verspielten Führungen seiner Mannschaft. Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.

FC-Trainer Gerhard Struber: „Ich habe trotz der 3:0-Führung und auch dem 4:2 zur Halbzeit nie die Kontrolle und die Dominanz erlebt, die uns in den letzten Wochen ausgezeichnet haben. Wir waren effizient im Toreschießen, keine Frage. Gleichzeitig haben wir dem Gegner immer wieder zu viel Raum und Möglichkeiten gegeben, sein typisches Spiel aufzuziehen. Wir waren nicht gut abgestimmt in unseren Basics, waren zu verhalten, viel zu passiv. Wenn man vier Tore kriegt, kann man in keinster Weise happy sein. Wenn du zweimal so in Führung liegst und das nicht rüberbringst, gibt uns das einmal mehr einen bitteren Beigeschmack, es nicht gut gelöst zu haben.“

KSC-Trainer Christian Eichner: „Die Anfangsphase war wild, wir waren nicht bereit für diese ersten zehn Minuten. Wenn du in der 2. Liga, egal gegen wen, nicht bereit bist, kann das Böse enden. Nach dem 2:0 hatten wir die Möglichkeit, schnell den Anschluss herzustellen, mit ein, zwei Top-Chancen. Das haben wir nicht gemacht. Dann kannst du – in Köln, gegen diesen Kader und diese Zuschauer, die für eine fantastische Stimmung gesorgt haben – eigentlich zu Fuß zurück zum Bus gehen. Was danach passiert ist, spricht für den Charakter und die Qualität dieser Mannschaft. Wir haben uns nicht aufgegeben, haben herausragende Tore erzielt. In der Pause habe ich in der Kabine gespürt, dass das Spiel noch nicht weg ist. So ist die Mannschaft ab Minute eins dann auch aufgetreten, sodass das ein hochverdientes Unentschieden ist.“

Kapitän Timo Hübers: „Wir schaffen es nicht, vier Tore konsequent über die Zeit zu bringen und mit der letzten Entschlossenheit zu verteidigen. Eigentlich war alles angerichtet für einen richtig schönen Fußballsonntag. Viel besser geht es nicht, als 3:0 zu führen nach einer Viertelstunde. Es hatte sich aber schon angebahnt, dass die Karlsruher richtig gefährliche Situationen haben. Erst hatten wir Glück, dass sie ihre Chancen nicht in Gegentore ummünzen. Dann kriegen wir zwei, machen aber selbst das vierte Tor, wo man meint: Das Spielglück ist irgendwie auf unserer Seite. Aber wir kriegen es trotzdem nicht hin. Wir haben hinten die allerletzte Konsequenz vermissen lassen, Wanitzek hat drei Tore aus fast identischer Position gemacht.“

Torschütze Luca Waldschmidt: „Es ist brutal bitter. Wir fangen top an, gehen 3:0 in Führung. Wir sprechen schon länger über die Chancenverwertung – heute haben wir Tore aus gefühlt schwierigeren Situationen gemacht, als wir sie in den letzten Wochen auf dem Fuß hatten. Es läuft eigentlich alles, trotzdem haben wir zu einfach Chancen zugelassen. Wir machen vorne zwar vier Tore, aber defensiv waren wir nicht gut da. Gefühlt haben wir die Linie verloren. Stattdessen müssen wir dem treu bleiben, was uns stark gemacht hat. Das haben wir heute nicht über 90 Minuten geschafft.“

Linksverteidiger Leart Pacarada: „Das waren verschenkte Punkte – verlorene Punkte, die so nicht hätten sein müssen. Das gilt es aufzuarbeiten. Selbst mit einem 3:0 hatte ich nicht das Gefühl, dass wir defensiv stabil stehen und das Spiel extrem unter Kontrolle haben. Wir waren sehr effektiv, haben die Tore gemacht – aber trotzdem waren wir immer wieder einen Schritt zu spät oder haben die Zweikämpfe nicht gewonnen. Anders als in den vergangenen Wochen haben wir dem Gegner viele Möglichkeiten geboten.“

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