Der FC Bayern verdient sich in Dortmund ein Remis, Sportvorstand Max Eberl erklärt seine Mannschaft trotzdem zum Sieger. Ein Star bereitet den Münchnern aber Sorgen.
Aus Dortmund berichtet Julian Buhl
Max Eberl lächelte zufrieden, als er das 1:1 des FC Bayern bei Borussia Dortmund unmittelbar neben dem abfahrbereiten Mannschaftsbus in der Mixed Zone der Arena analysierte. Er habe großen Respekt davor, wie sich die Mannschaft nach dem 0:1-Rückstand nach knapp einer halben Stunde durch den Treffer von Jamie Gittens (33.) in der zweiten Halbzeit gewehrt habe, erklärte der Sportvorstand der Münchner.
Das Remis beim heimstarken BVB, das Jamal Musiala dem Rekordmeister mit seinem späten Kopfballtreffer gesichert hatte (85.), wertete der Bayern-Boss zunächst als „Teilerfolg“. Gefühlt war es für Eberl und die Bayern aber mehr. Die Mannschaft habe schließlich viele „positive Charaktereigenschaften und Moral gezeigt“, sagte Eberl und kam dann doch zu dem Schluss: „Deswegen ist es für uns ein Sieg.“ Der eine Zähler, er war also am Ende so viel wert, dass Eberl den FC Bayern zum Punktsieger erklärte.
Die Gründe liegen auch bei einem Blick auf den bisherigen Saisonverlauf beider Klubs auf der Hand: Immerhin hat der Rekordmeister als erstes Team überhaupt in dieser Saison einen Zähler aus Dortmund entführt. Durch das Remis blieben die Bayern zudem trotz des ersten Gegentreffers nach zuletzt sieben Pflichtspielsiegen ohne in der Bundesliga weiter ungeschlagen – und haben damit als Tabellenführer vorerst sieben Punkte Vorsprung auf Frankfurt und Leverkusen, die punktgleich auf Platz zwei und drei folgen. Die Eintracht trifft am Sonntagabend aber noch auf Heidenheim und kann bei einem Erfolg auf vier Punkte heranrücken (ab 17.30 Uhr im Liveticker bei t-online).
Trotzdem: Nach einem vorläufigen Ausbau der Münchner Tabellenführung hatte es in einer aus Bayern-Sicht enttäuschenden ersten Halbzeit noch nicht ausgesehen. Auch Trainer Vincent Kompany hatte da die Leichtigkeit der vergangenen Wochen bei seiner Mannschaft vermisst. „Der Unterschied war, dass wir mit dem Ball nicht sauber waren, Ballverluste gehabt haben, auch in einfachen Momenten und gefährlichen Momenten, wo wir vielleicht zum Abschluss kommen können“, sagte der Chefcoach der Bayern. Der BVB habe so ein bisschen das Momentum bekommen, so Kompany: „Es ist nicht so, dass sie besser waren als wir, aber es war nicht unser bestes Niveau.“
Nach dem Seitenwechsel änderte sich das dann allerdings und die Münchner fanden zu ihrer Dominanz aus den vergangenen Spielen zurück. „In der zweiten Halbzeit haben wir Charakter gezeigt“, befand Kompany analog zu Eberl: „Dribblings, Kombinationen, Geschwindigkeit und viele Chancen kreiert. Wir sind zufrieden, dass wir das Tor schießen in so einem Moment in einem Auswärtsspiel, wo nicht viel für uns spricht.“
Nach dem späten Ausgleichstreffer zum 1:1 habe seine Mannschaft weitergemacht und noch auf den Siegtreffer gedrängt. „Das ist Charakter“, sagte Kompany. Auch Kapitän Manuel Neuer sprach davon, dass die Mannschaft diesen gezeigt hätte. Eberl fasste derweil zusammen: „In der zweiten Halbzeit haben wir gespielt, so wie wir Bayern München kennen.“ Den Charaktertest in Dortmund haben die Bayern damit bestanden, wenn auch mit kleinen Makeln.
Abgesehen von der Leistung in der ersten Halbzeit trübte vor allem die Verletzung von Harry Kane als großer Wermutstropfen das positive Gesamtbild. Der Torjäger musste bereits nach knapp einer halben Stunde mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden. Während Eberl noch sprach, lief der Stürmer hinter ihm zum Mannschaftsbus. Genaueres zu seiner Verletzung könne er erst nach dem Scan sagen, rief Kane den Reportern im Vorbeigehen zu. Der 30-Jährige konnte aber schon wieder ohne größere erkennbare Probleme oder gar Gehhilfen zum Bus laufen – und nahm auch die Stufen zu den Spielersitzen mühelos.