Leroy Sané startete phänomenal in die Saison, schoss ein Tor nach dem anderen. Doch seit einigen Monaten erlebt der Nationalspieler eine Flaute.
Das 8:0 gegen Darmstadt 98 Ende Oktober haben beim FC Bayern fast alle gut in Erinnerung. Die einzige Ausnahme: Joshua Kimmich, der schon nach vier Minuten die Rote Karte sah. Der Rest der Bayern hatte Spaß. Allen voran Leroy Sané, der gegen die „Lilien“ seine Saisontore sieben und acht erzielte und dazu noch einen Treffer vorbereitete.
„Er ist körperlich eine Maschine, das braucht er auch. Und das ist neben seinem Talent das Beste, was er mitbringt“, schwärmte Trainer Tuchel damals und ergänzte: „Er kann unsere Anweisungen umsetzen wie kaum ein anderer.“
Der Nationalspieler war schon seit Saisonbeginn in Topform, bekam ein Sonderlob nach dem anderen. „Wenn ich Leroy Sané seit Wochen anschaue, dann lacht einem das Herz im Leibe“, rühmte Ehrenpräsident Uli Hoeneß den Flügelspieler beim Oktoberfestbesuch im September. Teamkollege Joshua Kimmich ergänzte eine Woche später: „Momentan ist es schon beeindruckend, mit welcher Konstanz Leroy seine Leistungen auf den Platz bringt. Alle drei Tage ist er bei uns mit der beste Spieler. Er entscheidet die Spiele.“
„Ich spüre, dass er nicht frei ist“
Ein halbes Jahr später entscheidet Leroy Sané keine Spiele mehr. Das Spiel gegen Darmstadt war zudem bis heute das letzte, in dem er selbst ein Tor schoss. Zwar kamen im Herbst und im Winter noch einige Torvorlagen dazu, doch seit Anfang dieses Jahres ist die Lage eine andere. Gegen Hoffenheim legte er im Januar zwei Treffer auf, seitdem kam nur ein weiterer Scorerpunkt hinzu.
Der Grund dafür liegt für Thomas Tuchel auf der Hand: Es ist das Knie des Nationalspielers. Beim 2:3 in Bochum musste der Trainer des FC Bayern fast komplett auf Sané verzichten, erst gegen Ende des Spiels kam es zu einem Einsatz unter Schmerzen. Beim 2:1 gegen Leipzig eine Woche später ging es nach 65 Minuten nicht mehr weiter, Sané musste raus. „Er hat ein Wellental mit Schmerzen. Er ist extrem hart im Nehmen. Er beißt auf die Zähne, ist aber nicht ganz frei, wie er sich bewegt“, erklärte Trainer Tuchel im Anschluss.
Ausführlicher ging er auf das Thema dann vor dem darauffolgenden Spiel in Freiburg ein. Auf einer Pressekonferenz sagte er: „Leroy ist wirklich jemand, der Schmerzen wahnsinnig gut tolerieren kann. Ich glaube nur – und das ist nur meine persönliche Vermutung, auch wenn Leroy das nicht hundertprozentig bestätigt –, dass er da was spürt in den letzten Wochen, dass er da im guten Willen und totaler Verbissenheit ein bisschen zu viel auf die Zähne gebissen hat.“
Das sei auch in den Leistungen des 28-Jährigen zu sehen: „Ich spüre, dass er nicht frei ist, ich sehe auf den Bildern, wenn wir die Hinrunde noch mal analysieren, wie frei er sich bewegen kann, wie offensichtlich seine Beschleunigung war, wie frei seine Abstoppbewegungen waren. Das sehen wir jetzt seit einer Weile nicht mehr.“
Doch keine Reise zum DFB
Seit dieser Aussage ist ein weiterer Monat vergangen. Und Leroy Sané konnte keine Trendwende einleiten. Auch bei der Heimpleite im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund am Samstag (0:2) blieb der schnelle Linksfuß blass. Sein Einsatz gegen Dortmund (t-online-Note 5) war bereits in der 63. Minute vorbei. Die Reaktion: Frust. Sané ärgerte sich bei seiner Auswechslung, trat gegen eine Flasche. Wieder konnte er nicht sein Potenzial abrufen.
Dabei hatte er durch die Länderspiele zwei Wochen Ruhe für sein Knie. Eine Rotsperre verhinderte seine Anwesenheit bei der Nationalmannschaft.