Ausgerechnet im bislang wichtigsten Saisonspiel muss der FC Bayern auf Toptorjäger Harry Kane verzichten. Diese Optionen hat Trainer Vincent Kompany jetzt.
Seit Sonntagmittag herrscht beim FC Bayern bittere Gewissheit: Der beim 1:1 in Dortmund schon nach 33 Minuten angeschlagen ausgewechselte Torjäger Harry Kane hat eine Verletzung erlitten und wird den Münchnern damit vorerst nicht zur Verfügung stehen. Untersuchungen haben ergeben, dass sich der 31-Jährige „einen kleinen Muskelfaserriss im rechten, hinteren Oberschenkel zugezogen“ hat, wie der Klub mitteilte.
Ein Einsatz am Dienstag im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Doublesieger Bayer Leverkusen ist damit ausgeschlossen. Klubintern wird sogar von einer bis zu zweiwöchigen Pause ausgegangen. „Schwer zu sagen“, sagte Cheftrainer Vincent Kompany am Montag bei der Abschlusspressekonferenz über Kanes mögliche Ausfallzeit. „Es gibt die Möglichkeit, dass er dieses Jahr noch spielt. Aber er wird schon ein paar Spiele ausfallen.“
Damit ist die schlimmste Befürchtung des Rekordmeisters eingetreten und jetzt bittere Realität: Ausgerechnet der Unersetzbare wird im bislang wichtigsten Saisonspiel fehlen und es heißt vorerst: „Koan Kane“ (übersetzt: „Kein Kane“). Das ist für die Bayern doppelt bitter: In dem Duell mit Leverkusen will sich der in der vergangenen Saison von Bayer entthronte Rekordmeister, der aktuell die Bundesliga als Tabellenführer souverän anführt, schließlich auf nationaler Ebene endgültig als Nummer eins zurückmelden.
Und es geht um noch mehr für die Münchner. Denn im Falle einer Niederlage und einem damit verbundenen Pokal-Aus droht Bayern erneut zu einem frühen Zeitpunkt in der Saison, einen Titel zu verspielen. Schon in den vergangenen vier Jahren waren die Münchner stets überraschend frühzeitig aus dem Pokal-Wettbewerb ausgeschieden.
Stefan Effenberg in seiner t-online-Kolumne: „Die Niederlagen in Kiel, Gladbach, Saarbrücken und gegen Freiburg sollten ihnen eine Warnung sein.“ Und weiter: „Das sollte und darf ihnen nicht wieder passieren. Da haben sie etwas gutzumachen.“ Leverkusen werde jetzt „ein echter Prüfstein“, wie Effenberg befand. „Es ist ein echtes K.-o.-Spiel und wird die Stimmung bis Weihnachten maßgeblich beeinflussen.“ Kanes Fehlen spielt Leverkusen nun genau in die Karten.
Der Torjäger wäre dabei eigentlich für die Bayern unverzichtbar gewesen. Nach seiner Verletzung stellt sich jetzt die Frage, wer den Toptorjäger ersetzen und die Tore für Bayern schießen soll. Einen Eins-zu-Eins-Ersatz für den Weltklasse-Stürmer hat Cheftrainer Vincent Kompany in seinem Kader jedenfalls nicht zur Verfügung – um genau zu sein, überhaupt keinen anderen gelernten Neuner. Mit Kanes Verletzung werden die Bayern nun genau an ihrer Achillesferse, ihrer aufgrund des fehlenden Backups wohl größten Schwachstelle im Kader getroffen.
„Harrys Tore sind natürlich sehr schwer zu ersetzen, aber wir haben von Anfang an gesagt, dass wir dem Kader und der Mannschaft vertrauen“, sagte Trainer Kompany. „Das Team ist sehr gut aufgestellt und hat viel Qualität im Angriff. Es ist schwer, Harrys Qualität im Eins-gegen-Eins zu ersetzen, aber wir können es mit den anderen Jungs, die wir im Team haben, anders lösen.“
Gegen Dortmund hatte Kompany Thomas Müller eingewechselt, der Kanes Platz im Angriffszentrum einnahm. Wirklich überzeugen konnte der Routinier dort allerdings nicht. Müller traf häufig die falsche Entscheidung und ließ unter anderem kurz nach der Pause unbedrängt und aus guter Position die große Möglichkeit zum frühzeitigen Ausgleich liegen (49. Minute). Für seinen unglücklichen Auftritt bekam er am Ende von t-online die Note fünf.