Im Exklusiv-Interview mit t-online spricht Bayern-Präsident Hainer über die Heim-EM, die am Freitag in München startet. Bei einem Thema wird er emotional.
Von München aus nahm schon das erste „Sommermärchen“ 2006 seinen Lauf. Schließlich wurde damals am 9. Juni in der bayerischen Landeshauptstadt mit dem 4:2-Sieg der deutschen Nationalelf im WM-Auftaktspiel gegen Costa Rica das erste Kapitel eines denkwürdigen Turniers geschrieben. Diese Geschichte soll sich ab Freitag aus deutscher Sicht am besten wiederholen.
Denn 18 Jahre später soll es nun ein zweites „Sommermärchen“ geben. Das von Bundestrainer Julian Nagelsmann angeführte DFB-Team wird die Europameisterschaft im eigenen Land am Freitag mit dem Spiel gegen Schottland erneut in der Münchner Arena eröffnen (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online). Auch für den FC Bayern ist das eine besondere Ehre. Bei einem Sieg und einer weiter zunehmenden Euphorie könnte ein für die DFB-Elf prägendes Heimturnier wieder im Stadion des deutschen Rekordmeisters seinen Anfang genommen haben.
- Teil eins des Hainer-Interviews: „Dadurch haben wir Fußball-Expertise verloren“
Auch Herbert Hainer ist sich der Bedeutung der Partie bewusst. Im zweiten Teil des großen Exklusiv-Interviews mit t-online spricht der Bayern-Präsident über seine Erwartungen an die Heim-EM, über die Arbeit von Nagelsmann und das DFB-Comeback von Toni Kroos, aber auch über die Lücke, die Franz Beckenbauer hinterlassen hat – und über politische Entwicklungen, die ihm Sorgen bereiten.
t-online: Herr Hainer, am Freitag haben Sie jetzt ein ziemlich großes Terminproblem, oder?
Herbert Hainer: Das stimmt. Es wird jetzt das vierte Finalspiel der BBL-Meisterplayoffs stattfinden. Deshalb sind wir mit dem FC Bayern Basketball am Freitag in Berlin. Und ich habe auch eine Einladung zum Eröffnungsspiel der EM in München.
Wie werden Sie dieses Dilemma, in dem Sie jetzt stecken, lösen?
Ich hätte es den Basketballern des FC Bayern, aber auch mir gewünscht, dass sie den erhofften Meistertitel möglichst in drei Spielen klarmachen. Dann hätte ich am Freitagabend freigehabt. (Lacht.) Jetzt habe ich ein Luxusproblem und werde mich kurzfristig entscheiden.
Welche Bedeutung hat das EM-Eröffnungsspiel?
Für die Stadt München und uns als FC Bayern München ist es toll, dass so viele Spiele in der Allianz Arena und auch das Eröffnungsspiel hier stattfinden. Deutschland gegen Schottland wird eine Menge Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Generell freue ich mich unheimlich, dass die EM in Deutschland stattfindet. Solche großen Ereignisse sind perfekt, um die Menschen zusammenzubringen: Da gibt es Public Viewings und Riesenfeste auch außerhalb der Stadien. Auch die WM 2006 war nicht nur sportlich ein großer Erfolg.
Deutschland ist an ihr gewachsen. Auf einmal haben wir uns als Deutsche wieder getraut, Fähnchen ans Auto zu stecken und mit unserer schwarz-rot-goldenen Fahne zu winken. Das erhoffe ich mir jetzt auch wieder.
Die Allianz Arena wird während der EM nun „Munich Football Arena“– und nicht etwa Franz-Beckenbauer-Arena. Bedauern Sie das?
Für Franz Beckenbauer, der als Mensch und Fußballer Großartiges geleistet hat, wäre das natürlich toll gewesen. Aber so sind nun mal die Regularien. Wir sind ja nicht der Veranstalter, sondern die Uefa.
Wie sehr fehlt Beckenbauer gerade jetzt mit Blick auf die Heim-EM?
Er fehlt mir vor allem persönlich als Freund. Ich habe gerade kürzlich wieder mit seiner Frau telefoniert. Es war einfach immer etwas Besonderes, mit Franz Beckenbauer zu tun zu haben. Ich habe ihn vor 30 Jahren kennengelernt, Franz war ja immer ein Adidas-Athlet. Wir sind dann über die vielen Jahre auch Freunde geworden. Es ist einfach schade, dass es diese Begegnungen jetzt nicht mehr gibt.
Und wie sehr fehlt er dem Land bei der EM?
Als Fußballer und mit dem, was er für Fußball-Deutschland geleistet hat, ist er unersetzlich. Denken Sie nur daran, wie er vor der WM 2006 durch 31 Länder und im Grunde die ganze Welt gereist ist, um die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zu promoten. Was er da auf sich genommen hat, das kann man ihm nicht hoch genug anrechnen.