Das Nordduell zwischen dem HSV und Hannover 96 stand wegen Fanprotesten kurz vor dem Abbruch. Der Auslöser: Protestplakate der übelsten Art.
Proteste sind richtig und wichtig – auch im Fußball. Seit Wochen protestieren Ultragruppen und Fans gegen den Investoreneinstieg bei der DFL. Sie werfen Tennisbälle, Schokotaler – ein buntes Potpourri an legitimen Mitteln. Das, was aber am Freitagabend in Hamburg beim Spiel zwischen dem HSV und Hannover 96 passierte, ist abstoßend, widerlich, menschenverachtend.
Fans von Hannover 96 zeigten ihren eigenen Klubchef Martin Kind auf einem Plakat in einem Fadenkreuz. Böse Erinnerungen an ähnliche Plakate gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp wurden dabei wach. Hopp wurde im Jahr 2020 das Ziel übelster Proteste, das Spiel zwischen seinen Hoffenheimern und dem FC Bayern im Februar 2020 stand deswegen sogar kurz vor dem Abbruch.
Ein Szenario, das nun auch in Hamburg vier Jahre danach drohte. Erst als die üblen Plakate weggepackt wurden, pfiff Schiedsrichter Sören Storks das Spiel wieder an und ließ die 36 Minuten nach der Unterbrechung zu Ende spielen. Hätte Storks wegen der Plakate die Partie abbrechen müssen? Es wäre ein absolut legitimes Mittel gewesen.
Das geht einfach nicht
Einen Menschen im Fadenkreuz zu zeigen, ihn damit praktisch zum Abschuss freizugeben – das als Protestmittel zu sehen, ist inakzeptabel. Gerade in der heutigen Zeit, wo es in der ganzen Welt nicht nur einen Krisenherd gibt, wo Menschen aufeinander schießen und sich gegenseitig töten, wo eine Radikalisierung in der Gesellschaft zu erkennen ist. Das geht einfach nicht – und das muss so deutlich gesagt, geschrieben und klar kommuniziert werden.
Solch einen Protest braucht keiner – und er sollte strafrechtlich verfolgt werden. Klar muss auch gesagt werden: Es ist einmal mehr wohl nur eine kleine Gruppe an Anhängern, die sich solch eine Art des Protests aussucht. Dennoch: Das Stadion ist kein rechtsfreier Raum – und Plakate mit Menschen im Fadenkreuz sollten nirgendwo gezeigt werden dürfen.