Bei einer Mahnwache für eine getötete Radfahrerin in Hamburg kritisiert der ADFC die Polizei. Die Familie der Verstorbenen wirft den Behörden schwere Fehler vor.

Die Familie einer bei einem Verkehrsunfall getöteten Radfahrerin hat am Samstag in Hamburg eine Mahnwache abgehalten. Die 71-Jährige wurde am 13. September 2024 am Baumwall von einem Lkw erfasst und tödlich verletzt. An der Mahnwache nahmen rund 150 Menschen teil, darunter der Ehemann, die Tochter sowie zahlreiche Angehörige und Freunde der Verstorbenen. Auch Mitglieder des ADFC Hamburg waren vor Ort, um ihre Solidarität auszudrücken.

Der Unfall hatte sich im Bereich einer Baustelle in der Nähe der Elbphilharmonie ereignet. Wie die Polizei in einer ersten Pressemitteilung schrieb, soll die Radfahrerin „aus ungeklärter Ursache unvermittelt auf den angrenzenden Radfahrschutzstreifen“ gefahren sein. Ein parallel fahrender Lkw sei daraufhin mit der Frau zusammengestoßen. Der ADFC Hamburg kritisierte diese Darstellung scharf.

Samina Mir, Vorsitzende des ADFC Hamburg, sagt: „Noch während der laufenden Ermittlungen suggeriert die Polizei mit ihrer Pressemitteilung, das Opfer hätte Schuld am Unfall. Das ist Victim-Blaming und entspricht nicht der Faktenlage, wie sie sich im Verlauf der Ermittlungen zeigte.“

Wie sich später herausstellte, hatte der Lkw beim Abbiegen den Radfahrstreifen illegal gekreuzt. Dies führte zur tödlichen Kollision. Nach Ansicht des ADFC sei die Verkehrsführung an der Unfallstelle unsicher und verwirrend. Die ADFC-Sprecherin kritisiert: „Es kann nicht sein, dass die Polizei Hamburg nicht in der Lage ist, eine sichere Verkehrsführung anzuordnen. Es ist Aufgabe der Polizei, vor Ort zu prüfen, ob die eingerichtete Verkehrsführung sicher ist oder nachgebessert werden muss.“

Die Familie der Verstorbenen zeigte sich laut ADFC tief betroffen von der ersten Darstellung der Polizei. Die Nichte der Getöteten schrieb sogar einen offenen Brief an Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks, aus dem das „Hamburger Abendblatt“ zitiert. Die 71-Jährige sei eine „außergewöhnlich sportliche Frau“ gewesen, die regelmäßig Marathon lief und segelte.

Die Berichterstattung zum Unfallhergang habe vermuten lassen, dass es sich bei der Fahrradfahrerin um eine Dame handele, die aufgrund ihres Alters zu unüberlegtem Handeln neigen könnte. Das „Abendblatt“ zitiert weiter aus dem Brief: „Die Tatsache, dass es ausgerechnet meine Tante getroffen hat, macht sehr deutlich, dass an dem Zusammenleben der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer dringend etwas geändert werden muss“.

An der Unfallstelle war nach Ansicht des ADFC zudem die baustellenbedingt veränderte Verkehrsführung unklar und teils unzureichend ausgeschildert. Erst nach dem Unfall habe die Polizei die Beschilderung verbessert und die Fahrbahn nach markiert. Dennoch bleiben die Verkehrsverhältnisse vor Ort nach Ansicht des ADFC „weiterhin mangelhaft“.

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