Die Konjunkturschwäche der EU könnte zu einem langsameren Rückgang der Inflationsrate führen. Auch „wirtschaftlicher Nationalismus“ sei für die hohe Inflationsrate verantwortlich.
Die schwächelnde Produktivität in der Eurozone kombiniert mit den steigenden Löhnen könnte die Rückkehr zu einer angestrebten Inflationsrate von zwei Prozent verzögern. Die derzeitige Entwicklung führe zu steigenden Lohnstückkosten der Unternehmen, sagte Isabel Schnabel, Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB), am Freitag bei einer Veranstaltung in Florenz. So erhöhe sich das Risiko, dass „Unternehmen höhere Lohnkosten an die Verbraucher weitergeben“.
Vor diesem Hintergrund werde die Geldpolitik der EZB voraussichtlich restriktiv bleiben, die Zinsen blieben also hoch, sagte Schnabel weiter. Die Leitzinsen dürften nicht „voreilig“ abgesenkt werden. Die Währungshüter der Eurozone wollen demnach zunächst „sicher sein, dass die Inflation dauerhaft“ auf dem angestrebten Niveau von zwei Prozent bleibt.
Die aktuelle konjunkturelle Schwäche Europas im Vergleich vor allem zu den USA führt Schnabel unter anderem auf eine zu langsame Anpassung an die Digitalisierung zurück. Unternehmen in der Eurozone hätten „es nicht geschafft, von der Revolution in den Informations- und Kommunikationstechnologien zu profitieren“, sagte sie. Außerdem seien die öffentlichen Investitionen „seit langem schwach“. Gefährlich sei zudem der „wachsende wirtschaftliche Nationalismus“ in der EU.