Klettes Verteidiger kritisieren Staatsanwaltschaft

Anklage gegen Ex-RAF-Terroristin steht

08.11.2024 – 18:30 UhrLesedauer: 3 Min.

Die frühere Terroristin Klette sitzt im Frauengefängnis in Vechta. (Archivbild) (Quelle: Uli Deck/dpa/dpa-bilder)

Jahrzehntelang suchten die Ermittler nach Daniela Klette. Diesen Februar fanden sie die Ex-Terroristin in Berlin. Jetzt sollen die Ermittlungen abgeschlossen sein.

Im Zuge der Ermittlungen gegen die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette wegen 13 Raubüberfällen hat die Staatsanwaltschaft nach Angaben der Verteidigung Anklage erhoben.

Die Ermittler im niedersächsischen Verden werfen ihr versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor, wie die Verteidigung der Deutschen-Presse Agentur mitteilte. Die Staatsanwaltschaft selbst war zunächst nicht zu erreichen.

Die Verteidigung kritisiert die Ermittlungsbehörden. „Die Anklage weist erhebliche Mängel auf“, teilten die Anwälte der dpa mit. Sie wehren sich besonders gegen die Anklage wegen versuchten Mordes. „So wird etwa weiterhin behauptet, dass in diesem Fall gezielt auf den Fahrer eines Geldtransporters geschossen worden sein soll. Dies aber ist durch das Ermittlungsverfahren widerlegt“, betonte die Verteidigung.

Die Anwälte sprechen von einer „öffentlichen Vorverurteilung“ ihrer Mandantin. Es dränge sich der Eindruck auf, dass die Behörden einseitig ermittelten und von politisch motivierten Verfolgungseifer getrieben seien, wie es in dem Statement weiter heißt.

Prozess erfordert hohe Sicherheitsstandards

Das Landgericht Verden muss nun entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Im Hintergrund laufen längst die Vorbereitungen für einen möglichen Prozess. Insbesondere ein Problem treibt die Behörden um: In der Stadt mit etwas mehr als 28.000 Einwohnern fehlt es an Räumlichkeiten. Schon seit Monaten läuft die Suche.

Die Ermittler gehen von einer großen Anzahl an Nebenklägern, Zeugen und Sachverständigen aus. Außerdem müssen hohe Sicherheitsstandards eingehalten werden. Daniela Klette gehörte der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst.

Schon seit vielen Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen die 66-jährige Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Sie werfen dem Trio versuchten Mord sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor. Die drei sollen zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Die Taten hatten keinen terroristischen Hintergrund, wie die Ermittler betonen.

Die Ermittler gehen nach eigenen Angaben von 13 Raubdelikten mit einem Schaden von mehr als 2,7 Millionen Euro aus. Gegen das Trio wird auch wegen versuchten Mordes ermittelt, weil bei Überfällen in Stuhr (Landkreis Diepholz) und Cremlingen (Landkreis Wolfenbüttel) geschossen wurde. Darüber hinaus wird den früheren RAF-Mitgliedern erpresserischer Menschenraub vorgeworfen.

Ende Februar dieses Jahres nahmen Ermittler Klette in Berlin-Kreuzberg fest, wo sie unter falschem Namen lebte. Sie sitzt seit ihrer Festnahme im Frauengefängnis in Vechta. Die Untersuchungshaft wurde bereits einmal verlängert. Klette bestreitet öffentlich, Mordversuche begangen zu haben, und spricht von staatlicher „Denunziation“ und „Medienhetze“.

Bei Durchsuchungen in ihrer Wohnung fanden Polizisten unter anderem eine Attrappe einer Handgranate, Waffen, Handfesseln, Sturmhauben, ein Kilogramm Gold, mehr als 240.000 Euro Bargeld, digitale Medien sowie Fotos. Die Ermittler beschlagnahmten kurz nach Klettes Festnahme auch einen Bauwagen in Berlin-Friedrichshain, wo Garweg unter dem Decknamen Martin gelebt haben soll. Doch von dem 56-Jährigen und dem 70-jährigen Volker Staub fehlt weiter jede Spur.

Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen auch Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Die oberste Anklagebehörde in Deutschland, die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, wirft Klette versuchten Mord in zwei Fällen sowie Mittäterschaft bei Sprengstoffexplosionen bei drei Anschlägen der RAF in der Zeit von Februar 1990 bis März 1993 vor. Die Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) an sich ist inzwischen verjährt.

Für die Ermittlungen zu den Terroranschlägen ist die Bundesanwaltschaft zuständig. Zu diesem Komplex wird eine weitere Anklage und damit auch ein weiterer Gerichtsprozess gegen Klette erwartet. Das Verfahren muss getrennt von der Anklage in Verden geführt werden.

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