Island verzeichnet in diesem Jahr eine Rekordzahl an Tötungsdelikten. Eine Expertin fordert Maßnahmen.

Ein Mann ist am Donnerstagabend in Untersuchungshaft genommen worden. Er wird verdächtigt, seine Mutter getötet zu haben. Die Polizei war um Mitternacht zu einem Haus im Stadtteil Breiðholt der Hauptstadt Reykjavik (Island) gerufen worden und fand dort eine tote Frau. Der Sohn der Verstorbenen wurde daraufhin vor Ort festgenommen.

Es war bereits der achte Tötungsdelikt in Island in diesem Jahr, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender RÚV. Das erste Tötungsdelikt ereignete sich Ende Januar, als ein sechsjähriger Junge tot in seinem Zuhause gefunden wurde. Seine Mutter steht im Verdacht, für seinen Tod verantwortlich zu sein. Weitere Vorfälle folgten im April, August und September, darunter der Mord an einem litauischen Mann und einer fünfzigjährigen Frau.

Laut der Kriminologin Margrét Valdimarsdóttir gab es noch nie so viele Tötungen innerhalb eines Jahres in Island. „Es ist einzigartig in der isländischen Geschichte, dass acht Menschen im selben Jahr ermordet werden“, sagte sie. Valdimarsdóttir weist darauf hin, dass die steigende Mordrate nicht nur mit dem Bevölkerungswachstum zusammenhängt.

Forschungen zeigen, dass die zunehmende soziale Ungleichheit Gewalt fördert. Auch eine schlechtere Anbindung an psychische Gesundheitsdienste und die wachsende organisierte Kriminalität könnten die Zunahme erklären. Bessere Maßnahmen gegen diese Entwicklungen seien notwendig, so Valdimarsdóttir.

„Der Zugang zu psychischen Gesundheitsdiensten sollte verbessert werden“, sagt sie und fügt hinzu, dass auch eine starke Polizeipräsenz wichtig sei: „Wir dürfen die Bedeutung einer guten Polizeiarbeit nicht unterschätzen.“

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