In Baden-Württemberg beispielsweise schlage „das Herz der deutschen Wertschöpfung“, sagt Lucassen und zählt auf: Daimler, Bosch, Kärcher, Porsche, SAP. „Wenn wir das verlieren, gehen auch in Thüringen die Lichter aus.“ Und was sollten Betriebe, ihre Hunderttausende Mitarbeiter und deren Familien eigentlich von einer Hinwendung zu Russland erwarten?, fragt Lucassen und wird deutlich: „Die zeigen Ihnen den Vogel, wenn Sie denen mit irgendwelchen Putin-Spinnereien kommen.“
Die AfD müsse diese Bundesländer, deren Struktur und die Bedürfnisse der Menschen in den Fokus nehmen. Plumpe Parolen wie „Vom Osten lernen, heißt siegen lernen“ würden nicht weiterhelfen, so Lucassen. „Deutschland braucht Mercedes S-Klasse und nicht das Simson-Moped.“
Lucassen ist seit Jahren die Speerspitze des Lagers gegen die Putin-Neigungen in seiner Partei. Als Oberst a. D. der Bundeswehr liegen ihm solche Neigungen fern. Auftritte seiner Kollegen im russischen Propaganda-TV bezeichnete der Verteidigungspolitiker 2023 sogar als „so etwas wie Volksverrat“.
Jetzt aber kann Lucassen wohl auf Rückendeckung von ganz oben setzen. AfD-Chefin Alice Weidel denkt offensichtlich ähnlich. Die ließ die Planung zur Russlandreise erst laufen, grätschte dann aber rein, als sie an die Öffentlichkeit kam. Weidel sorgte dafür, dass zum einen der Abgeordnete Rainer Rothfuß zu Hause blieb, der t-online vorab von einem geplanten Treffen mit Medwedew erzählt hatte. Zum anderen soll sie auf Auflagen für die anderen Reisenden gedrungen haben: keine Fotos mit russischen Politikern, keine Auftritte in Putins Propaganda-TV. Kein Medwedew.
Ihre Motivation für den späten Durchgriff erklärte Weidel im Gespräch mit dem rechten Medium „Compact“ strategisch, nämlich mit dem Ziel, zu regieren. „Wir müssen erwachsen werden, wir müssen uns in einem vernünftigen Rahmen bewegen, in dem wir auch Wirkung entfalten können – und Wirkung entfalten wir als AfD nur, wenn wir Regierungspartei werden“, sagte sie da. Das sei ihre Aufgabe als Fraktions- und Parteichefin: „Die Partei dahin zu führen, dass wir Regierungsverantwortung übernehmen.“














